Über den Tod hinaus helfen – Spende von Herzklappen und Blutgefäßen

Das Herz, der Motor des Lebens. Es pumpt Blut durch den Körper und versorgt damit Organe und Gewebe kontinuierlich mit lebensnotwendigem Sauerstoff und Nährstoffen. Bei jedem Schlag öffnen und schließen sich die Aorten- und Pulmonalklappe und kontrollieren wie Ventile den Blutstrom durch unser Herz.

Ablagerungen, ein angeborener Herzfehler oder die Infektion einer bereits eingesetzten Kunstprothese können diese Ventile funktionsunfähig machen – der Ersatz durch eine menschliche Herzklappe, ein sogenannter Homograft, kann dann sogar Leben retten.

Haltbarkeit
Längere Haltbarkeit im Gegensatz zu tierischem Herzklappenersatz
Keine Medikation auf Lebenszeit
Keine Behandlung mit blutverdünnenden Medikamenten wie bei mechanischem Herzklappenersatz erforderlich.
Weniger Nachoperationen
Kommen dem körpereigenen Gewebe am nächsten und reduzieren damit Wahrscheinlichkeit einer riskanten Nachoperation.

Wer kann spenden?

Die Spende von Herzklappen und den größeren Blutgefäßen aus dem Brustraum sowie den unteren Extremitäten erfolgt entweder bei Herz-Kreislauf-toten Spendern oder im Rahmen von Organspenden. Dabei haben Organspenden immer Priorität vor der Gewebespende. Die Entnahme unter Verantwortung eines Arztes findet nur dann statt, wenn das Herz aufgrund einer Vorerkrankung nicht als Ganzes für eine Transplantation geeignet ist.

Wann kommt die Spende kardiovaskulärer Gewebe nicht in Frage?

Ein zu Lebzeiten festgestelltes Krebsleiden schließt die Spende von Herzklappen und Blutgefäßen aus. Aus Gründen des Empfängerschutzes ist bei bestimmten Erkrankungen bzw. Infektionen eine Gewebespende grundsätzlich nicht möglich.

Wichtig: Der ärztliche Dienst der DGFG klärt gemeinsam mit Ärzten und Angehörigen ab, ob eine Gewebespende möglich ist oder ob Ausschlussgründe vorliegen. Die grundsätzliche Entscheidung für oder wider eine Spende kann daher ohne Sorge um mögliche Kontraindikationen getroffen werden.

Welche Altersgrenze gilt für die Spende kardiovaskulärer Gewebe?

Je nach kardiovaskulärem Gewebe ist die Spende bis zum 80. Lebensjahr möglich. Das Alter steht jedoch immer in Verbindung zur generellen gesundheitlichen Konstitution des Verstorbenen.

Entstellt eine Spende von Herzklappen und Blutgefäßen?

Wichtig bei jeder Gewebespende ist die pietätvolle Wiedereherstellung des Äußeren des Spenders. Nach der Entnahme von kardiovaskulären Geweben werden, wie bei einer Operation, die Wunden achtsam vernäht und mit einem Verband versorgt. Die Angehörigen haben nach einer Spende immer die Möglichkeit, sich würdevoll zu verabschieden. Eine Aufbahrung und das Durchführen religiöser Rituale sind ohne Einschränkung möglich.

Können Herzklappen auch lebend gespendet werden?

Wird einem Patienten das Herz, das versagt hat, entnommen und durch ein gespendetes Organ ersetzt, können – wenn noch gesund und funktionsfähig – die Herzklappen einer weiteren Person transplantiert werden. Dies nennt man Dominospende. In 2019 wurden 27 Dominoherzen im Netzwerk der DGFG gespendet.

Setzt die Spende von Herzklappen und Blutgefäßen den Hirntod voraus?

Nicht unbedingt. Tatsächlich stammen Herzklappen und Blutgefäße bisher zum Großteil aus der Organspende. Seit Jahren stagniert diese auf niedrigem Niveau und begrenzt damit auch die Spende von kardiovaskulären Geweben. Daher hat die DGFG ergänzend ein Spendeprogramm initiiert, dass die Spende kardiovaskulärer Gewebe auch nach dem Herz-Kreislauf-Tod ermöglicht. Denn kardiovaskuläre Gewebe könnern bis zu 36 Stunden nach dem Herzstillstand gespendet werden; der irreversible Hirnfunktionsausfall ist keine Voraussetzung. Somit kommen für eine Gewebespende bei einem Herzstillstand auch viel mehr Menschen in Frage.

Wie läuft die Spende ab?

Je nachdem ob eine KVG Spende im Rahmen einer Organspende stattfindet oder nach dem Herz-Kreislauf-Tod unterscheiden sich die Verantwortlichkeiten (siehe Schaubild). Der Ablauf der Gewebespende ist jedoch grundsätzlich gleich.

Ergibt die sorgfältige, medizinische Prüfung eine Spendereignung, werden die Angehörigen über die Möglichkeit der (Organ- und) Gewebespende aufgeklärt. Das einfühlsame, ergebnisoffene Gespräch mit den Angehörigen durch behandelnde Ärzte, Transplantationsbeauftragte oder Gewebespendekoordinatoren dient der Klärung des geäußerten oder mutmaßlichen Willens des Verstorbenen.
Liegt eine Einwilligung zur Spende vor, werden die Gewebe unter OP-Bedingungen entnommen und die bzw. der Spendende wird würdevoll versorgt.
Anschließend werden die Gewebe in einer Gewebebank aufbereitet, geprüft und dort bis zur Transplantation gelagert.
Auf Wunsch informiert die DGFG Angehörige über den Erfolg der Spende.

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Wie läuft eine Gewebespende ab? Erfahren Sie mehr über die einzelnen Schritte hier.

Flussdiagramm KVG HKTS + MOD RIO ohne Stufe 1

„Der hohen Nachfrage an Geweben möchten wir nachkommen – mit Qualität und Zuverlässigkeit. Das bundesweite DGFG Netzwerk macht uns dabei flexibler: Wir stellen die Entnahmeteams bedarfsorientiert zusammen, sodass die Gewebeentnahme in fast jeder Klinik möglich ist.«“

Dr. Romy Richter Gewebespendekoordinatorin Region Nord

„Jede KVG-Spende ist anders und erfordert daher ein hohes Maß an Kompetenz. Das gelingt nur im Team. Es erfüllt mich mit Stolz und Dankbarkeit, mit unserer Arbeit anderen Menschen zu helfen“

Matthias PolzinGewebespendekoordinator Region Ost

„Um Leben zu retten, bedarf es der Bereitschaft der Menschen zur Spende. Um die Realisierung kümmern wir uns. Dass es so einfach ist, ist großartig“

Sophia RiedererGewebespendekoordinator Region BaWü

Aufbau & Betreuung von Spendeprogrammen

Sie haben Fragen zur Spende von kardiovaskulären Geweben? Bei allgemeinen Fragen wenden Sie sich gerne an info@gewebenetzwerk.de.

Krankenhäuser, die die Gewebespende unterstützen möchten, finden in den DGFG Regionalleitungen erfahren Ansprechpartner und hier weitere Informationen zu Kooperationsmöglichkeiten.

Medizinische Fragestellungen beantwortet das ärztliche Team per E-Mail unter aerzte@gewebenetzwerk.de. Für Spendermeldungen ist der medizinische Dienst der DGFG 24 Stunden erreichbar: Auch außerhalb der Bürozeiten steht Ihnen dieser unter der gebührenfreien Telefon-Nummer 0800 511 5000 zur Verfügung. Bitte benutzen Sie diese Nummer nur, wenn es nicht bis zum nächsten Morgen warten kann.

So hilft die Spende von Herzklappen und Blutgefäßen

Jährlich werden schätzungsweise jeweils 500 Herzklappen und Blutgefäße benötigt – und der bereits jetzt ungedeckte Bedarf wird aufgrund der demografischen Entwicklung weiter ansteigen.

Der Homograft kommt der körpereigenen Herzklappe am nächsten. Aufgrund seiner positiven Eigenschaften bedeutet die Transplantation insbesondere für jüngere Menschen eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität. Der zellfreie Homograft wächst bei Kindern sogar mit.

Vermittlung von kardiovaskulären Gewebetransplantaten (Homografts)

Jede medizinische Einrichtung in Deutschland kann Patienten kostenfrei und unverbindlich bei der DGFG anmelden und Gewebetransplantate beziehen.

HERZKLAPPEN – konventionell kryokonserviert oder zellfrei und
BLUTGEFÄSSE (thorakal und peripher) – kryokonserviert

Die Allokation erfolgt nach Warteliste, Dringlichkeit und Verfügbarkeit. Dabei ist die Blutgruppe zwischen Empfänger und Spender nicht relevant. Die Anlieferung erfolgt am Tag vor der geplanten OP oder in Notfällen am gleichen Tag. Auch eine Lagerung von konventionellen Herzklappen vor Ort ist möglich. Um die behördlichen Voraussetzungen kümmert sich die DGFG.

Wir benötigen auf dem Formular „Anforderung von Homografts“ die genaue Größenangabe der benötigten Transplantate sowie das gewünschte OP-Datum.

Bestellung

Die DGFG vermittelt Gewebetransplantate regulär Montag bis Freitag in der Zeit von 8 bis 16 Uhr – in Notfällen auch rund um die Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen! Die Vermittlungsstelle steht auch außerhalb der angegebenen Bürozeiten für jegliche Rückfragen zur Verfügung.

vs@gewebenetzwerk.de

0800 511 5000