Gewebespende und -transplantationen sind eine europaweite Angelegenheit
Mehr als zwanzig Jahre behandelte Dr. Tzanavaros Patient:innen mit angeborenem Herzfehler in Deutschland und transplantierte in dieser Zeit unzählige Herzklappen – auch aus dem Netzwerk der DGFG kommend. Der Wille, seinen Landsleuten eine adäquate Behandlung bei angeborenem Herzfehler zu ermöglichen, brachte ihn wieder zurück in seine Heimat. Dort baut er mit einem Kompetenzteam, teilweise bestehend aus ehemaligen Kolleg:innen der Sana Herzchirurgie Stuttgart, das erste chirurgische Zentrum für Menschen mit angeborenem Herzfehler auf. Das „Cardiac Innovation Center“ am Apollonion Private Hospital am Stadtrand von Nikosia.
Bisher werden ausgewählte Patient:innen für Operationen am Herzen ins nahe Ausland ausgeflogen, z. B. nach Israel. Dr. Tzanavaros schätzt den jährlichen Bedarf solcher Eingriffe bei Kindern auf 50 bis 80 Fälle, einige von ihnen benötigen eine humane Spenderherzklappe. Zwar ist die Gewebespende wie in Deutschland per Zustimmungslösung möglich, dennoch findet sie auf der touristisch geprägten Insel nur selten statt. Eine Anfrage der DGFG um offizielle Zahlen blieb vom nationalen Gesundheitsministerium unbeantwortet. Zudem gibt es derzeit keine Möglichkeit, gespendete Herzklappen in spezialisierten Gewebebanken zu Transplantaten aufzubereiten.
DGFG zeigt Herzklappentransplantationen bei Kindern im Rahmen einer humanitären Mission
Erneut wandte sich daher der Verein kinderherzen an die DGFG, um im Rahmen einer fünftägigen Hilfsmission zwei Herzklappentransplantationen bei Kindern zu realisieren. Einer von ihnen ist Ali, dessen Familie aus Syrien flüchtete. Eine insuffiziente und stark verengte Aortenklappe beeinträchtigte den Elfjährigen enorm, sodass eine hohe Dringlichkeit bestand. Der Ausgang der Operationen ist zu sehen auf https://youtu.be/wA9Zf483S0I. Insgesamt wurden in fünf Tagen acht Kinder mit angeborenem Herzfehler operiert.
Ein 20-köpfiges Team, darunter pensionierte OP-Schwestern, junge Kinderpfleger:innen sowie Kardiologen, reiste dafür von Deutschland nach Zypern. Rund um die Uhr begleiteten sie ehrenamtlich das Projekt. „Das ist eine ganz neue Form des humanitären Einsatzes, in einem Land zur Europäischen Union gehörend“, sagt kinderherzen-Geschäftsführer Jörg Gattenlöhner. Dr. Tzanavaros ist ein langjähriger Partner des Vereins und unterstützte bereits Hilfsprojekte in Rumänien. Der Leitgedanke, weltweit die Versorgungsstruktur von herzkranken Kindern zu verbessern, trägt auch diese Mission auf Zypern: „Wir wollen diese Hilfe zur Selbsthilfe dahingehend leisten, dass wir die Erfahrungen, die wir in Deutschland doch vielfältig haben, an über 20 Kinderherzzentren mit vielen kinderherzchirurgischen Eingriffen, hier in das Land bringen und die einheimischen Kräfte hierzu schulen“, unterstreicht Gattenlöhner.