Von Herzen: die Dominoherzklappenspende

Am Universitätsklinikum Regensburg werden Gewebespenden nach Herz-Kreislauf-Tod, im Anschluss an eine Organspende sowie im Rahmen einer Lebend-Gewebespende realisiert: Mit dem Bereichsleiter für Herztransplantationen Oberarzt Prof. Dr. Stephan Hirt sprechen wir über die Besonderheiten der Dominoherzklappenspende und was ihn dazu bewegt hat, Herzchirurg zu werden.

Wie begegnet Ihnen die Gewebespende in Ihrem Klinikalltag? 

Mir begegnet die Gewebespende als Chirurg in der Regel in zwei Situationen: zum einen bei einer Multi-Organspende, bei der wir nach einer Zustimmung auch Gefäße oder das Herz, wenn es zur Organtransplantation nicht mehr geeignet ist, entnehmen. Zum anderen haben wir die Lebend-Gewebespende bei einer Herztransplantation: In diesem Fall kann der oder die Transplantierte ebenfalls das erkrankte Herz nach erfolgter Transplantation zur Gewinnung der noch funktionsfähigen Herzklappen spenden.

Das Besondere bei dieser sogenannten Dominoherzklappenspende ist die hundertprozentige Zustimmungsrate. Schließlich haben diese Menschen selbst lange Zeit auf ein Organ gewartet und sind in der Regel sofort dazu bereit, auch anderen Menschen mit dieser Spende zu helfen. Die Aufklärungsgespräche führe ich mit den Patienten selbst. Teilweise sitzt man abends in der Klinik zusammen und da spreche ich dann auch mal das Thema Gewebespende an. Hierfür müssen die Patienten dann nur ein Dokument unterzeichnen und uns ihre schriftliche Einwilligung geben. Allein deshalb ist das ein Prozess, den alle Herzkliniken etablieren sollten.

Diese Form der Lebend-Gewebespende ist technisch sehr leicht umzusetzen, da ich das Herz während der Operation ohnehin entnehme. Ein Anruf bei der DGFG genügt und alles weitere wird über die Koordinatoren organisiert. Da wir hier das Versand- und Verpackungsmaterial zur Verfügung stehen haben, bereiten wir das Gewebe oft selbst für den Versand in die Gewebebank vor. Auch an Feiertagen erreiche ich über den Bereitschaftsdienst immer jemanden bei der DGFG, die dann den Transport des Herzens in eine Gewebebank organisiert. Das ist wirklich ein super Service.  

 

Könnte es deutschlandweit mehr Dominoherzklappenspenden geben? 

Nicht alle Herzen von Organempfängerinnen und -empfängern kommen noch für eine Klappenspende infrage. Das gilt etwa für Patienten, die schon eine Herzklappenoperation hatten oder lange auf der Intensivstation liegen mussten und über maschinelle Unterstützungsmaßnahmen am Herzen am Leben gehalten wurden. Doch ich kann mir vorstellen, dass wir mehr Herzen zur Aufbereitung der Herzklappen gewinnen könnten, wenn sich alle Transplantationszentren diesem Spendeprogramm anschließen würden.

Mit dem Gesetz zur Stärkung der Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende haben wir das Register zur Entscheidungsdokumentation für die Organ- und Gewebespende dazubekommen. Anfang 2024 soll das Register starten. Was erwarten Sie von dieser Maßnahme? 

Ich halte den Verwaltungsaufwand für sehr hoch und wenig zielführend. Entscheidend sind viel mehr die Einstellung und Aufklärung der Bevölkerung. Man kann morgens aus dem Haus gehen und später auf der Straße verunglücken. Deswegen ist es wichtig, sich zum Thema Organ- und Gewebespende Gedanken zu machen und mit seinen Angehörigen darüber zu sprechen – auch als junger Mensch. Die frühe Auseinandersetzung mit diesem Thema ist das, was der Organ- und Gewebespende helfen würde. 

Auch an Feiertagen erreiche ich über den Bereitschaftsdienst immer jemanden bei der DGFG, die dann den Transport des Herzens in eine Gewebebank organisiert. Das ist wirklich ein super Service.