Faszination Hornhaut

Mit klarem Sehen zu mehr Lebensqualität verhelfen: Wir haben mit Dr. med. Daniel Kampik, Oberarzt an der Universitätsaugenklinik Würzburg und Leiter der Lions Hornhautbank Würzburg, über die Besonderheit seiner Arbeit und die Ursachen hornhautbedingter Blindheit gesprochen.

Was macht Ihre Tätigkeit als Augenhornhautspezialist so besonders?

Die Hornhaut ist das erste, was man bei der Untersuchung an der Spaltlampe sieht. Die Klarheit der Hornhaut fasziniert mich dabei immer wieder. Sie ist schließlich Voraussetzung für das gute Sehen. Bei der Hornhaut kommt es aber nicht nur auf die Klarheit, sondern auch auf die Form an. Nur die richtige Form bringt eine korrekte Optik mit sich und damit erst ein klares Bild auf der Netzhaut. Was jetzt in letzter Zeit zusätzlich faszinierend ist: Mit den lamellären Techniken gibt es neue und erweiterte Indikationsgebiete. Die DMEK (Descemet Membrane Endothelial Keratoplasty) war die größte Veränderung, die sich in den letzten zehn Jahren aufgetan hat. Früher musste man sehr zurückhaltend sein, bis man dem Patienten eine Hornhauttransplantation empfehlen konnte. Werden alle Schichten der Hornhaut transplantiert, braucht es eine lange Zeit, bis sich das Auge erholt und das Sehen wieder besser ist. Das Warten darauf und die aufwändige Operation wollen viele Patienten im Alter nicht mehr auf sich nehmen. Nach einer DMEK können Patienten nun aber nach nur wenigen Wochen sehr viel besser sehen. Die ganze Operation kann sogar in örtlicher Betäubung durchgeführt werden. Da sind wir mit der Indikation dieser Operation sehr viel großzügiger geworden.

Mit welchen Beschwerden kommen die meisten Patienten zu Ihnen?

Die Patienten kommen zu uns, weil sie unter trübem, grauem Sehen leiden. Das ist z. B. bei den Hornhautdystrophien der Fall, die die hintere Hornhautschicht, das Endothel, betreffen. Die Fuchs’sche Endotheldystrophie führt mittlerweile am häufigsten zu einer Hornhauttransplantation. Heutzutage reicht es aus, wenn man dabei nur das Endothel, d. h. die innerste Schicht transplantiert. Aber auch die Veränderung der Form einer Hornhaut, wie z. B. der Keratokonus führt zu einem schlechten, unscharfen Sehen. Da wiederum kann durch eine Transplantation der vorderen Hornhautanteile ein besseres Sehen erreicht werden, das nennt sich DALK (Deep Anterior Lamellar Keratoplasty). Im Alltag sehen wir oft auch infektiöse Hornhauterkrankungen, hervorgerufen durch Bakterien, Viren oder Pilze. Hier gilt es, eine Hornhauttransplantation im Akutstadium der Infektion zu vermeiden. Das gilt auch für die immunvermittelten Erkrankungen der Augenoberfläche, die ohne Behandlung zur Perforation, einem Reißen der Hornhaut führen können.

Ist Ihnen ein Patient mit besonderem Heilungserfolg im Gedächtnis geblieben?

Bei einem Patienten haben wir lange überlegt, ob wir ihn überhaupt operieren sollen, weil er schon ein älterer Patient war und sich eigentlich nicht mehr operieren lassen wollte. Er litt an einem Keratokonus, bei dem die Hornhaut noch im Alter immer weiter ausdünnte. Schließlich kam es zur Perforation. Wir mussten schnell handeln und führten eine Hornhauttransplantation kombiniert mit einer Kataraktoperation durch. Schon wenige Wochen nach der OP konnte der Patient mit dem operierten Auge wesentlich besser sehen, sogar noch besser als mit seinem anderen Auge. Er hat eine völlig neue Lebensqualität zurückerlangt und war unheimlich glücklich.

Wie kam es dazu, dass die Lions Hornhautbank Würzburg Teil des DGFG-Netzwerkes wurde?

Professor Gerd Geerling, heute Direktor der Augenklinik am Universitätsklinikum in Düsseldorf tätig, hatte die Lions Hornhautbank vor über zehn Jahren hier in Würzburg aufgebaut. Zurückliegend müsste man sogar schon in die 1960er Jahre blicken, wo Würzburg als eine der ersten Kliniken in Europa eine Hornhautbank aufgebaut hatte – damals noch unter ganz anderen Bedingungen und Techniken. Es gab noch keine Kultivierung. Hornhäute wurden direkt nach der Entnahme möglichst schnell transplantiert. Mit den neuen Auflagen, die mit dem Gewebegesetz aufkamen, wurde das Thema Hornhautbanking schwieriger und komplexer. Wir sind sehr dankbar für die Kooperation mit der DGFG, die uns viele Dinge abnimmt, gerade was regulatorische Entscheidungen in Kooperation mit den Behörden und dem Paul-Ehrlich-Institut betrifft. Das könnten wir als einzelne Klinik nicht so gut leisten wie in dem großen Verbund mit der DGFG.