Wie war für dich die Zeit bislang in der Gewebespende unter Corona?
Erstaunlicherweise hat mich die Pandemie hier in der Klinik und in meiner Tätigkeit so gut wie gar nicht behindert. Es gab keinen Meldeeinbruch. Ich hatte immer einen Zugang zu den Stationen. Es gab keinerlei Hürden, alles lief, bis auf strengere Hygienemaßnahmen, so gut weiter wie bisher. Durch den externen Zugang kann ich sogar von zu Hause aus die Meldungen einsehen und so mögliche Kontakte vermeiden.
Es fand sogar schon eine Spende kardiovaskulärer Gewebe, d.h. von Herzklappen und Blutgefäßen statt. Wie kam es dazu?
Bei dem medizinischen Screening prüfe ich auch, ob jemand für eine Spende kardiovaskulärer Gewebe (KVG) in Frage kommt. Obwohl viele Verstorbene aufgrund von Krebserkrankungen für eine KVG-Spende hier am Universitätsklinikum nicht in Frage kommen, würde ich mich freuen, die KVG-Spende hier in Würzburg dennoch auszubauen. Am Ende zählt jede einzelne Spende, denn der Bedarf an Herzklappen und Blutgefäßen ist hoch. Die erste KVG-Spende konnte ich selbst mit begleiten, um die Entnahme zu erlernen. Die Spende hat ein Team der DGFG mit Kollegen aus Stuttgart, Hannover und Wiesbaden durchgeführt.
Was treibt dich in deiner Arbeit als Koordinatorin an?
Auf jeden Fall begeistert mich die hohe Abwechslung. Im Grunde weißt du nie vorher, was der Tag so mit sich bringt. Was mir dabei ganz besonders wichtig ist, eine Tätigkeit mit Sinn dahinter auszuführen. Ich freue mich, am Ende mit der Spende jemandem helfen zu können, sei es den bedürftigen Patienten:innen als auch den Angehörigen in der Bewältigung ihrer Trauer. Viele finden in der Gewebespende Trost. Manchmal erhält man von den Angehörigen auch eine Rückmeldung, sei es per Post oder E-Mail, bei der sie sich für die Gewebespende bedanken. So etwas bestärkt mich dann um so mehr in dem, was ich hier tue.
Doch es gibt sicherlich auch schwierige Momente bei deiner Arbeit.
Was mir emotional besonders nahe geht ist, dass wir den Angehörigen, die um eine Auskunft zur Spende im Nachgang gebeten haben, nicht immer positive Nachrichten übermitteln können. Manchmal müssen wir trotz realisierter Spende der Familie mitteilen, dass die Gewebe nicht zur Transplantation vermittelt werden konnte. Eine medizinische Analyse eines jeden Spenders vor einer Gewebeentnahme schließen viele Ausschlussgründe für eine erfolgreiche Vermittlung zur Transplantation bereits aus. Vollständige Sicherheit liefern jedoch erst die Analysen in der Gewebebank und die Ergebnisse mikrobieller Untersuchungen. Zum Schutz der Transplantatempfänger sind die Anforderungen an Gewebetransplantate sehr hoch.
Was sagt denn dein Umfeld zu deiner Tätigkeit?
Am Anfang waren alle überrascht, dass ich den Mut gefasst habe, solch einen Beruf auszuüben. Heute stoße ich auf Bewunderung darüber, dass ich diese schwierigen Gespräche und die Entnahmen selbst durchführen kann. Sie sind stolz auf meine Tätigkeit, das ist schön zu sehen.