Zwischen Geben und Hoffen

Angehörige eines Gewebespenders kämpft als Wartelistenpatientin um eine Organspende

Laura Nitsch ist 34 Jahre alt und wartet seit 13 Jahren auf eine Spenderniere. Im März 2023 folgt ein weiterer Rückschlag: Unerwartet verstirbt Ihr Vater. Sie und ihre Familie stimmen einer Gewebespende zu und schöpfen Trost aus dieser Entscheidung.

„Mein Vater lag bis zum Schluss drei Wochen im Krankenhaus. Es ging alles sehr schnell“, erinnert sich Laura Nitsch. „Wir wussten nicht genau, mit welcher Diagnose er schlussendlich verstorben ist. Die Hauptdiagnose war eine Leberzirrhose. Zwei Tage nach seinem Tod rief eine nette Dame aus Hannover an und teilte uns mit, dass sein Organspendeausweis gefunden wurde und dass mein Vater seine Augenhornhäute spenden könnte.“

Eine schnelle und eindeutige Entscheidung

Wie viele andere wusste auch Laura Nitsch bis zu diesem Anruf nicht, dass eine Augenhornhautspende auch bis zu 72 Stunden nach einem Herz-Kreislauf-Tod möglich ist. Mit einem Anruf hat die Familie daher nicht gerechnet. Trotzdem fiel die Entscheidung schnell und eindeutig aus: „Wir haben alle gleich gesagt – natürlich machen wir das! Ich weiß, dass er das so gewollt hätte. Mein Vater hatte seinen Organspendeausweis immer in der Tasche – so wie meine ganze Familie.“ Laura Nitschs Vater arbeitete als Krankenpfleger. Seine Tochter beschreibt ihn als sehr hilfsbereit und aufgeklärt. „Er hatte sogar die erste Version des Ausweises, die es überhaupt gab. Für ihn war immer klar: ich spende.“

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Erfolg der Transplantation spendet Trost und rührt Laura zu Tränen

Nach einer Spende haben Angehörige des Verstorbenen die Wahl zu erfahren, was aus der Gewebespende geworden ist. Ein anonymisierter Brief informiert dann, wie vielen Patient:innen die Spende zugute gekommen ist. Die Gewebespende von Lauras Vater schenkte gleich zwei Empfänger:innen neues Augenlicht. Diese Nachricht erreichte die Familie bereits zwei Monate nach ihrer Zustimmung. „Auch wenn alles ganz schlimm war. Wir haben jemanden geholfen und das war für uns alle ein richtig großer Trost.“ Vor allem Laura Nitsch war von dieser Nachricht sehr gerührt:

„Ich muss sagen, dass ich geweint habe. Es hat mich sehr berührt. Denn ich weiß, wie es sich anfühlt, auf so eine Spende zu warten. Ich habe mich sehr über die Nachricht gefreut.“

Das Warten auf eine Spende

Laura Nitsch wartet bereits seit 13 Jahren auf eine passende Niere und muss deswegen in regelmäßigen Abständen zur Dialyse. „Diese Wartezeit ist sehr anstrengend und zermürbend. Es dauert alles einfach viel zu lange. Ich hatte schon drei Angebote, es hat aber bei allen dreien nicht gepasst. Jetzt warte ich auf Nummer vier.“

Was ist die Widerspruchslösung?

In Deutschland gilt die Entscheidungslösung. Organe und Gewebe dürfen nur dann nach dem Tod entnommen werden, wenn die verstorbene Person dem zu Lebzeiten zugestimmt hat oder die Angehörigen nach dem mutmaßlichen Willen des Verstorbenen zustimmen.

Da viele Menschen auf ein lebensrettendes Organ oder auf eine Gewebespende warten, fordern vor allem Verbände und Betroffene die Einführung der Widerspruchslösung.

Tag der Organspende

Der Tag der Organspende findet jedes Jahr am ersten Samstag im Juni statt. Er soll danken, aufklären und ein Zeichen für die Wichtigkeit der Entscheidung setzen. Schon seit 1983 macht der Aktionstag auf das Thema Organspende aufmerksam. Es ist der Tag, an dem die bewegenden Schicksale der Menschen im Blickpunkt stehen, die Organe gespendet haben oder denen als Organempfänger ein neues Leben geschenkt wurde. Im Vordergrund steht deshalb auch der Dank an die Organspenderinnen und –spender.

Auch in diesem Jahr wird die DGFG am Tag der Organspende in Düsseldorf vertreten sein und über die Gewebespende aufklären.

Tag der Organspende schafft Sichtbarkeit

Auf ihrem Instagram-Account kaempferherzlaura zeigt sie ehrliche Einblicke in ihr Leben mit der Dialyse. Über 1.300 Menschen folgen ihr und sprechen Mut aus. Nicht selten sind es die Wartelistenpatient:innen selbst, die viel Zeit aufbringen, um Menschen über die Organ- und Gewebespende aufzuklären. Regelmäßig verteilt Laura Nitsch Organ- und Gewebespendeausweise, gibt Interviews und äußert sich öffentlich für die Widerspruchslösung. „Letzte Woche war ich sehr gefragt“, erzählt sie mit einem Lachen. „Leider kann ich wegen der weiten Anreise nicht zum Tag der Organspende nach Düsseldorf kommen, aber ich werde an dem Tag bei uns im Radio zu hören sein.“