Region Nord
Was ist dein beruflicher Hintergrund?
1997 habe ich meine Ausbildung zum Krankenpfleger absolviert und seitdem viele Jahre in der Pflege gearbeitet. Zuletzt war ich im OP-Bereich einer großen Klinik tätig. Nun arbeite ich in genau dieser Klinik für die DGFG in der Gewebespende, was mir, wenn man so möchte, Heimvorteil verschafft. Während meiner Zeit als OP-Fachpersonal war ich sogar schon bei Augenoperationen dabei und kenne auch den Bereich der Hornhauttransplantation.
Wie bist du dann zur DGFG gekommen?
Ich habe einfach geschaut, was ich mit meiner beruflichen Qualifikation noch alles erreichen und welcher neuen Herausforderung ich mich vielleicht stellen kann. Dabei stieß ich irgendwann auf die Stellenausschreibung der DGFG. Ich fand das darin beschriebene Profil auf Anhieb sehr spannend. Mein Eindruck bestätigte sich dann im weiteren Verlauf: Ich stieß über die DGFG-Homepage auf Berufsportraits und letztlich auf den YouTube Kanal. Ich schaute mir dort die Videos an und wusste sofort: Das will ich machen! Kurz darauf ging es dann los mit einem Probearbeitstag am Spendestandort in Bremen, wo auch meine spätere Einarbeitung stattfand. Bereits an diesem ersten Tag bekam ich ein Gefühl dafür, was mich in meinem zukünftigen Beruf erwarten würde. Ich konnte sogar eine Gewebespende mit begleiten. Das gefiel mir sehr gut und ich habe noch am selben Tag zugesagt und mich für den Einstieg bei der DGFG entschieden.
Martin betreut in Oldenburg drei Kliniken, von denen er täglich Verstorbenenmeldungen erhält. Diese prüft er auf ihre medizinische Eignung zur Spende. Die Daten der Spender:innen sind an dieser Stelle noch anonymisiert. Denn wichtig ist zunächst nur der Todeszeitpunkt, das Alter und die Todesursache bzw. die zuletzt gestellten Diagnosen. Zudem muss eine Blutprobe für eine erforderliche Infektionsdiagnostik entweder vorhanden sein oder binnen 24 Stunden nach Todeseintritt entnommen werden können.
Was ist für dich das Besondere an deiner Arbeit?
Was mich an meiner jetzigen Tätigkeit besonders reizt, ist die Tatsache, dass ich mit meiner Arbeit anderen Menschen helfen kann – einmal durch die Gewebespende an sich, aber auch über das Angehörigengespräch. Es ist ja so, dass man mit den Angehörigen stets Kontakt aufnimmt und mit ihnen über das Telefon über die Möglichkeit der Gewebespende bei ihrem verstorbenen Familienmitglied spricht. Auch, wenn es oft eine sehr traurige Situation für diese Person ist, so ist es zugleich auch eine schöne Möglichkeit, jemand Lebendem, aber sehr Krankem, etwas weiterzugeben und diesem Menschen letztlich zu helfen. Somit bekommt man am Ende auch etwas Positives zurück. Genau das macht für mich den besonderen Reiz an meiner Arbeit aus. Hinzu kommt der praktische Teil der Entnahme, den ich ebenfalls sehr gerne mache. Es ist diese Kombination aus beidem, zusammen mit einer Menge Verantwortung, aber auch der große Freiraum, den Arbeitsalltag selbstständig zu planen und zu strukturieren. Genau das macht für mich meine Tätigkeit als Gewebespendekoordinator so optimal.
Wie hat denn dein Umfeld auf deine neue Tätigkeit in der Gewebespende reagiert?
Zu Beginn war meine Tätigkeit für alle neu, sei es im Familien- oder Freundeskreis. Organspende war zwar vielen ein Begriff, aber selbst hierzu musste ich vielen erst einmal die Hintergründe und Abläufe und dann natürlich die Unterschiede zur Gewebespende erklären. Es ist ein sehr großes Interesse für meine Tätigkeit da, das merke ich schon.
Was möchtest du anderen bezüglich der Gewebespende mit auf den Weg geben?
Es ist wichtig, bereits zu Lebzeiten darüber zu sprechen und zu klären, was der eigene Wille ist. Auch ich habe mich noch einmal ganz persönlich damit auseinandergesetzt. Das sollte, wie ich finde, jeder Mensch tun. Klarheit hilft in dieser Situation der Trauer und des Verlusts.
Und was machst du in deiner Freizeit?
Ich habe eine sehr große Familie mit insgesamt sieben Kindern. Die wohnen zwar nicht mehr alle bei uns zu Hause, aber das Familienleben nimmt mich dann schon sehr ein, was ja auch schön ist. Darüber hinaus mache ich zum Ausgleich auch ein wenig Sport. Ich freue mich, all diese Dinge inklusive meiner Arbeit in Oldenburg, meinem Wohnort, so gut vereinbaren zu können.
Viele neue Gesichter
Carina Lützow, Amrei Alena Wohlers, Alexandra Meier, Martin Müller und Leonard Altfelix sind seit 2022 neu dabei. Auch Amrei und Leonard berichten über ihren Einstieg bei der DGFG, was sie dazu bewegt hat und was sie sich für die Gewebespende wünschen.
Alle Interviews auch zum Nachlesen
in unserem Newsletter 04-2022
Lerne die Region Nord kennen!
Die wichtigsten Zahlen
- 15 Koordinator:innen
- 7 Spendestandorte in Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein
- 2 Gewebebanken, darunter eine Herzklappenbank, sowie eine Kooperation für die Aufbereitung zellfreier Herzklappen
- Hauptsitz der DGFG in Hannover
- Medizinische Hoschule Hannover als eine der 5 Gesellschafterkliniken
Hamburg
Amrei Alena Wohlers und Dr. Leena Krämer
Bremen
Zita Guhe, Dr. Rebecca Lia Weilandt und Dr. Grit Haberkern
Hannover
Dr. Katharina Baron, Dr. Romy Richter, Alexandra Meier, Carina Lützow, Anja Lauterbach und Franziska Kühner (v.l.n.r.)
Kiel
Dr. Judith Friedrich
Braunschweig
Nelly Wartenberg
Göttingen
Leonard Altfelix
Entwicklung der Gewebespende
Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr (Zeitraum Januar-Oktober 2022)