Region Nord

„Ich wünsche mir, dass sich die Menschen mehr Zeit füreinander nehmen.“

Seit Februar 2022 arbeitet Amrei Alena Wohlers als Gewebespendekoordinatorin bei der DGFG am Spendestandort in Hamburg.

Zuvor absolvierte sie ihren Bachelor in Humanbiologie in Greifswald und ihren Master im interdisziplinären Studiengang Bionik an der Hochschule Bremen.

Wie bist du zur DGFG gekommen?

Ich wurde gerade mit meinem Master fertig, als die Corona-Pandemie losging. Meine Pläne, zunächst ins Ausland zu gehen, lösten sich schnell in Luft auf. Da ich den Wunsch habe, irgendwann Medizin zu studieren, hätte ich mein damaliges Forschungsprojekt gerne weitergeführt. Doch meine Betreuerin saß in Großbritannien. Das kam also nicht mehr in Frage. Deshalb fing ich an, im Rettungsdienst und einem Impfzentrum zu arbeiten. Auf die DGFG bin ich dann nur durch Zufall gestoßen. Ich wollte eine Fortbildung im Qualitätsmanagement über die Arbeitsagentur anstoßen. Dabei bin ich dann über eine Stellenausschreibung der DGFG gestolpert. Wenige Klicks im Internet haben mich so zu sagen hierhergeführt. Da ich ursprünglich vom Land komme, aus einem Ort im Landkreis Rotenburg (Wümme) zwischen Bremen und Hamburg, zog es mich zwar weniger in die Großstadt, aber wie das Schicksal so wollte, arbeite ich nun für die DGFG in Hamburg.

Was hat dich schließlich überzeugt, Gewebespendekoordinatorin zu werden?

Ich habe mir die YouTube-Videos angeschaut, die es von der DGFG so gab. Und da dachte ich: Das könnte passen. Den Umgang mit verschiedenen Menschen habe ich durch meine Arbeit im Impfzentrum noch einmal mehr gelernt. Dort war ich als Teamleitung des Sanitätsdienstes sowie für das Impfen selbst tätig. Auch im Rettungsdienst muss man sehr viel kommunizieren – mit unterschiedlichen Personen, in verschiedenen Stresssituationen. Ich denke, das ist eine gute Voraussetzung für meine jetzige Tätigkeit.

Martin Müller, Gewebespendekoordinator am Spendestandort Oldenburg

Was gefällt dir an deiner Arbeit am meisten?

Der direkte Kontakt zu den Menschen, insbesondere das Angehörigengespräch. Nur ganz selten trifft man dabei auf negative Reaktionen. Wenn dem so ist, liegt es meist daran, dass die Patient:innen in der Klinik oder an anderer Stelle schlechte Erfahrungen in der Medizin gesammelt haben. Doch grundsätzlich empfinde ich gerade das Angehörigengespräch als eine sehr angenehme Tätigkeit.

Was ist für dich momentan die größte Herausforderung in deinem Job?

Leider haben wir, wie an vielen anderen Standorten üblich, in Hamburg keinen Zugang zum Klinik-IT-System. Dementsprechend sind wir darauf angewiesen, Informationen von den Stationen, dem Pflegepersonal und der Ärzteschaft selbst einzuholen. Wie wir alle wissen, haben auch die Kliniken mit Personalmangel, Überlastung und fehlender Zeit zu kämpfen, was jedoch unsere Arbeit zum Teil erschwert. Ich würde mir wünschen, dass es irgendwann diesen EDV-Systemzugang gibt. Wir kämen dadurch sicherlich viel frühzeitiger an noch mehr medizinische Informationen, die für den Erfolg der Spende und die Reduzierung eines späteren Verwurfs in der Bank sehr wichtig sind. Das wäre für alle eine Erleichterung.

Was wünschst du dir darüber hinaus bezogen auf die Gewebespende?

Ich wünsche mir, dass wir Menschen uns alle mehr Zeit füreinander nehmen. Dass man seinen Liebsten häufiger sagt und zeigt, wie viel sie einem bedeuten und wie schön es ist, dass es sie gibt. Denn wann das Leben zu Ende ist, dass wissen wir alle nicht. Bezogen auf die Gewebespende wünsche ich mir auch, dass man die Themen Organ- und Gewebespende und was mit einem nach dem Tod geschehen soll, zu Lebzeiten bespricht.

Was sagt dein Umfeld zu deiner Tätigkeit?

Wie so oft sind die meisten aus meinem Freundes- und Familienkreis mit der Gewebespende noch nicht in Berührung gekommen. Wenn ich ihnen dann meine Arbeit erkläre, finden sie es sehr spannend. Da sie mich und mein Interesse für die Medizin aber auch kennen, waren sie gar nicht all zu überrascht über diesen Schritt zur DGFG.

Welchen Dingen widmest du dich in deiner Freizeit am liebsten?

In meiner Freizeit bin ich ehrenamtlich im Sanitätsdienst aktiv und engagiere mich bei dem Verein Igelpflege Rotenburg (Wümme). Dies ist ein durch Spenden finanziertes Igelkrankenhaus, in dem wir über 1.000 kranke und verletzte Igel im Jahr stationär und ambulant versorgen.

Viele neue Gesichter

Carina Lützow, Amrei Alena Wohlers, Alexandra Meier, Martin Müller und Leonard Altfelix sind seit 2022 neu dabei. Auch Martin und Leonard berichten über ihren Einstieg bei der DGFG, was sie dazu bewegt hat und was sie sich für die Gewebespende wünschen.

Alle Interviews auch zum Nachlesen

in unserem Newsletter 04-2022

Newsletter

Lerne die Region Nord kennen!

Die wichtigsten Zahlen

15 Koordinator:innen
7 Spendestandorte in Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein
2 Gewebebanken, darunter eine Herzklappenbank, sowie eine Kooperation für die Aufbereitung zellfreier Herzklappen
Hauptsitz der DGFG in Hannover
Medizinische Hoschule Hannover als eine der 5 Gesellschafterkliniken