Sichere und schnelle Patientenversorgung mit Gewebetransplantaten – eine Mission, die verbindet.

DGFG zu Gast beim 9. ALABAT-Kongress in Kolumbien.

Vom 6. bis 8. November fand der 9. ALABAT-Kongress in Bogotá, Kolumbien statt. Eine Möglichkeit für Vertreter:innen von Gewebebanken, Erfahrungen auszutauschen, Entwicklungen darzustellen, gemeinsame Problematiken zu erkennen und Synergien zu nutzen. Die DGFG beteiligte sich mit Fachvorträgen zur Gewebeprozessierung und Organisationsstruktur und ermöglichte einigen Redner:innen die Konferenzteilnahme über ein Stipendium – finanziert über das Fundraising zur Förderung der internationalen Vernetzung in der Gewebemedizin.

Alle zwei Jahre findet der Kongress der Vereinigung der Lateinamerikanischen Gewebebanken (ALABAT) statt. Die diesjährige Tagung in Kolumbien war mit insgesamt 150 Teilnehmer:innen und 45 Vortragenden aus 17 verschiedenen Ländern die bisher größte ihrer Art.

„Mein Eindruck ist, dass dies der bisher wichtigste Kongress der ALABAT war. Durch die Teilnahme verschiedener Organisationen und Behörden war der Austausch umfassend, proaktiv und entscheidend für die nächsten zwei Jahre in der Gewebemedizin in Lateinamerika“, freut sich Dr. Francisco Martínez, Präsident der ALABAT und Leiter der Haut- und Gewebebank am Nationalen Rehabilitationsinstitut in Mexiko.

In den drei Tagen wurden in insgesamt zehn Themenblöcken, unter anderem die Spende-Situation der einzelnen Länder, das Vorgehen der Gewebebanken bei der Prozessierung verschiedener Gewebe, die Qualitätssicherung in den Banken und die länderspezifischen Regulierungsvorschriften vorgestellt und diskutiert. Brasilien, Argentinien Kolumbien und Mexiko können bereits auf ein Netzwerk mehrerer Gewebebanken zurückgreifen und sind in der Gewebespende zum Teil an staatlich organisierte Spende-Organisationen angebunden. In Ländern wie Chile, Peru, Ecuador oder Nicaragua dagegen agieren an Kliniken angeschlossene Gewebebanken weitgehend autonom.

Lateinamerikanische Länder stehen vor den gleichen Herausforderungen

Informationen zum Kongress

Dennoch zeigt sich im Laufe des Kongresses: Die Herausforderungen, denen Gewebespendeprogramme und – Banken der verschiedenen Ländern Lateinamerikas gegenüberstehen, sind oftmals die gleichen. Eine schlechte Finanzierung der öffentlichen Gesundheitssysteme, hohe Inflationsraten, die die Finanzierung von Importwaren, wie die für die Konservierung der Augenhornhaut genutzten Nährlösungen, erschweren es den Gewebeeinrichtungen, sich von einer Abhängigkeit von und Konkurrenz zu importierten Gewebetransplantaten zu lösen. Oft fehlen einheitliche und geprüfte Qualitätsstandards für Gewebetransplantate sowie genügend Aufklärungsarbeit und eine gewisse Bereitschaft in der Bevölkerung, Gewebe zu spenden. Einige bereits angewandte Lösungsansätze konnten im Rahmen der Konferenz ausgetauscht werden. Die Motivation, gemeinsam an weiteren Lösungen zu arbeiten, ist groß.

„Es ist schön zu beobachten, wie viel sich seit dem letzten Kongress vor zwei Jahren in den einzelnen Gewebebanken und verschiedenen Ländern getan hat. Die Entwicklung geht voran – erfordert aber insbesondere einen weiteren Ausbau der Spende-Programme. Mit einer guten Organisation könnte sich Lateinamerika selbst mit Gewebetransplantaten versorgen und wäre nicht mehr von teuren Importen aus dem Ausland abhängig. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, aber Kongresse wie diese zeigen, wie wichtig der Austausch und daraus resultierende Kooperationen für jede einzelne Gewebebank sind“, hält Martin Börgel, Geschäftsführer der DGFG und Generalsekretär der WUTBA (World Union of Tissue Banking Associations), fest.

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Elf Redner:innen erhielten Reisestipendium

Durch die großzügigen Spenden der Kornea- und Gewebebank Schwerin, des Lions Club Wedemark, des Deutschen Komitees zur Verhütung von Blindheit e.V., des Deutschen Blindenhilfswerks DBHW e.V. und Spendengelder der DGFG, konnten elf Expert:innen der Gewebemedizin als Redner:innen am Kongress teilnehmen und von ihren Erfahrungen auf dem Gebiet berichten. Darunter Gewebebank-Leiter:innen, Koordinator:innen und Wissenschaftler:innen aus Argentinien, Brasilien, Ecuador, Peru und Südafrika. Aufgrund der wirtschaftlichen Situation in ihrem Land wäre ihnen eine Konfrenzteilnahme nicht möglich gewesen. Die Stipendien umfassten An- und Abreisekosten sowie die Konferenzgebühr. Wir danken allen Förderern herzlich für Ihre Unterstützung!

Zurück mit neuen Impulsen und Kooperationsnetzwerken

Unter den Rednerinnen und Rednern waren Fachleute aus verschiedenen Gewebebanken Lateinamerikas, Vertreter:innen von Regierungsorganisationen sowie internationale Expert:innen aus Deutschland, Belgien, Österreich, den USA und Südafrika. „Ich bin dankbar für die große Unterstützung, die wir durch die Vortragenden sowie die Teilnehmer: innen erhalten haben. Wir haben eine große Motivation wahrgenommen, die hier entstandenen Verbindungen und Kooperationsnetzwerke weiterzuführen“, sagt Astrid Malagón, Leiterin der Gewebebank in Bogota und Ausrichterin des Kongresses. So haben sich einige Banken bereit erklärt, technische Trainings im Bereich der Prozessierung und Qualitätssicherung anzubieten.

Viele Teilnehmer: innen gehen mit neuen Impulsen für die eigene Praxis zurück.

„Ich fand es sehr interessant, die Vorgehensweisen anderer Länder – auch außerhalb Lateinamerikas – kennenzulernen, weil uns das die Möglichkeit gibt, besonders gute Ansätze auch bei uns zu implementieren. Ich habe nun einige Ideen, durch die ich unser Vorgehen verbessern möchte“, berichtet Dr. Jao Batista da Silva, verantwortlich für die Gewebemedizin in der Brasilianischen Gesundheitsaufsicht und Stipendiat.

Der Austausch mit Gleichgesinnten ist für einige der Teilnehmer:innen des Kongresses eine Seltenheit und deswegen besonders wichtig. Zum Beispiel für Dr. Leyla Melendez, Leiterin der einzigen Gewebebank in Peru und ebenfalls Stipendiatin.

„Vor diesem Kongress kannte ich niemand anderen, der eine Gewebebank leitet. Ich wusste nicht, wen ich bei bestimmten Problemen um Rat fragen konnte. Durch den Kongress habe ich Menschen kennengelernt, die mit genau den gleichen Schwierigkeiten kämpfen oder gekämpft haben und konnte mich mit ihnen über ihr Vorgehen austauschen. Das war extrem hilfreich. Es sind Kontakte entstanden, die ich auch in Zukunft um Rat und Unterstützung bitten kann.“

Am Ende vereint alle Teilnehmer:innen des ALABAT-Kongresses ein gemeinsames Ziel: eine flächendeckende und zeitnahe Versorgung der Bevölkerung Lateinamerikas mit qualitativ hochwertigen und sicheren Gewebetransplantaten.