Wie sieht dein Alltag als Gewebespendekoordinatorin aus?
Das Schöne an dem Beruf ist, dass jeder Tag anders und besonders ist. Trotzdem habe ich gewisse Routinen. Morgens sichte ich zuerst die Verstorbenenmeldungen, die ich vom Klinikum bekomme. Dabei schaue ich, wer als Spenderin oder Spender aus medizinischer Sicht infrage kommt. Auch der Spendeumfang kann variieren – bei einer Herz- und Gefäßspende muss ich beispielsweise mehr organisieren als bei einer Augenhornhautspende. Wenn nichts gegen eine Spende spricht, rufe ich die Angehörigen an. Auch diese Gespräche sind es, die meinen Alltag so abwechslungsreich machen, weil ich mit ganz verschiedenen Menschen spreche.
Wie reagieren Angehörige auf deinen Anruf?
Sie rechnen meistens nicht damit und haben viele Fragen – zum Ablauf der Gewebespende und zu den Menschen, denen diese Spende hilft. Es bedarf stets viel Empathie und Feingefühl, um herauszufinden, ob gerade der richtige Moment für das Gespräch ist. So rufe ich manchmal zu einem späteren Zeitpunkt erneut an. Neben der emotionalen Ausnahmesituation müssen Angehörige viele Dinge organisieren, was sie zusätzlich herausfordert. So kommt es, dass ich ihnen manchmal auch bei Fragen zum Bestattungsprozess weiterhelfe. Es freut mich immer, wenn ich den Menschen in dieser Situation helfen kann.
Kann Gewebespende bei Trauer helfen?
Es ist oft so, dass Angehörige sich über die Spendemöglichkeit sehr freuen. Sie können damit dem Wunsch der Verstorbenen nachkommen. Ich erinnere mich an eine Angehörige, die sagte, sie fände es wunderbar, dass so nochmal jemand durch die Augen ihres verstorbenen Mannes sehen könne. Auch Aussagen wie: „Sie war immer hilfsbereit und es würde sie so freuen, wenn sie jetzt noch einmal helfen könnte“, berühren mich sehr.