Workshops, Wissenschaft und WHO-Initiative sorgen für Teilnehmerrekord bei der EEBA
Mehr als 300 Gäste aus aller Welt kamen anlässlich der 32. Jahrestagung der European Eye Bank Association (EEBA) in Hannover zusammen.
Wie lässt sich vermeidbare Blindheit weltweit erfolgreich bekämpfen und welchen Beitrag können Augenhornhautbanken und Gewebespendeeinrichtungen hierzu leisten?
Dieser Frage widmeten sich Gewebebankenmitarbeiter, Ärzte und Wissenschaftler aus über 30 Ländern bei der diesjährigen Jahrestagung der EEBA, die vom 16. bis 18. Januar 2020 im Schloss Herrenhausen in Hannover stattfand.
Das Fokusthema der Veranstaltung richtete sich nach der weltweiten Initiative VISION 2020, die die WHO (World Health Organisation) zusammen mit der IAPB (International Agency for the Prevention of Blindness) bereits 1999 für die weltweite Bekämpfung vermeidbarer Blindheit ins Leben gerufen hatte. Gastgeberin der Tagung, zu der Experten aus der Augenhornhautmedizin jedes Jahr in wechselnden europäischen Städten zusammenfinden, war diesmal die Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG). Die Wahl des Veranstaltungsortes fiel nicht zufällig auf Hannover: Denn in der niedersächsischen Landeshauptstadt hat die DGFG seit ihrer Gründung in 2007 ihren Hauptsitz.
Die Augenhornhaut
Die rund einen halben Millimeter dicke Hornhaut des Auges ist unser Fenster zur Welt: Sie lässt Licht in das Auge und ermöglicht dadurch gutes Sehen. Etwa 7.000 Augenhornhauttransplantationen jährlich sind allein in Deutschland für Patienten mit auf Grund von Erkrankung oder Verletzung unwiderruflich getrübter Augenhornhaut die letzte Chance wieder klar sehen zu können. Ein solches Transplantat stammt aus der Gewebespende eines verstorbenen Menschen, welche die Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation von über 30 Standorten und an mehr als 100 Spendenkrankenhäusern bundesweit realisiert.
Über die European Eye Bank Association (EEBA)
Die EEBA wurde 1989 mit dem Ziel gegründet, Augenhornhautbanken eine Informationsplattform zu bieten. Heute ist die Vereinigung die führende Vereinigung in Europa mit inzwischen mehr als 80 Hornhautbanken und klinischen Zentren aus mehr als 20 europäischen Ländern und mehreren Ländern außerhalb Europas. Ihre Aufgabe ist es, dazu beizutragen, dass Gewebe und Zellen von optimaler Qualität und Sicherheit für Transplantationen und die Behandlung von Augenkrankheiten nach den höchsten medizinischen und wissenschaftlichen Standards bereitgestellt werden und dass sie in Übereinstimmung mit der Erklärung von Helsinki und den geltenden nationalen und internationalen Gesetzen und Vorschriften möglichst vielen bedürftigen Patienten auf ethische und humanitäre Weise zur Verfügung stehen. (Annual Directory, 28th Edition)
16. Januar: Auftakt mit umfangreichem Workshopprogramm
Los ging es in Hannover mit einem umfangreichen Workshop- und Trainingsprogramm.
Am Abend fand dann die feierliche Eröffnung der Konferenz im Rahmen der sogenannten Welcome Reception statt. Martin Börgel (Geschäftsführer der DGFG) und Medizinethiker Professor Eckhard Nagel (Institut für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften der Universität Bayreuth) begrüßten dazu die Gäste. Nagel griff auch noch einmal die jüngste Entscheidung im Deutschen Bundestag auf und unterstrich die Bedeutung dieser Konferenz, um sich auch über Initiativen in der Versorgung mit Hornhauttransplantaten über Europa hinaus auszutauschen.
Besonderer Programmpunkt dieses ersten Abends bildete die Ausstellung der 18 eingereichten Kunstwerke zum Photo & Art Contest: Zum ersten Mal veranstaltete die EEBA zusammen mit der DGFG einen Foto- und Kunstwettbewerb, der den Gästen Einblick in die Welt der Augenhornhautspende, -aufbereitung und -transplantation bot und auch über die Veranstaltung hinaus die Öffentlichkeit für das Thema „Sehen“ sensibilisieren soll. Sowohl Laien als auch Experten aus den Gewebebanken und Mitgliedsorganisationen der EEBA haben sich kreativ diesem Thema gewidmet. Ölgemälde, Videoslideshow, Mobile, Mikroskopaufnahmen, Fotomontagen und -portraits – so unterschiedlich wie die Blickwinkel der Künstler sind auch ihre Einreichungen zum Wettbewerb.
Eine internationale Jury aus insgesamt sechs Jurorinnen ermittelte aus den 18 Einreichungen den Gewinner des Hauptpreises. Mitglieder der Jury waren:
Marion Charlotte Renneberg (Ärztekammer Niedersachsen), Rebecca Zimmering (Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung – BZgA), Renate Kastrowsky-Kraft (Lions Governerin Distrikt 111 Niedersachsen-Hannover), Simone Henzler (Deutsches Blindenhilfswerk), Aleksandra Jones (The Ophthalmologist) und Dr. Simone Hennerbichler (Österreichisches Rotes Kreuz)
„Ein Teil von dem internationalen Engagement von Lions für Augengesundheit zu sein, deshalb bin ich hier. Ich möchte mich informieren zur Augenhornhautspende und zu Augenhornhautbanken, für die sich Lions auch in Deutschland einsetzen“, beschreibt Renate Kastrowsky-Kraft, Governorin des Distrikt 111 Niedersachsen/Hannover, ihre Motivation an der EEBA 2020 in Hannover teilzunehmen. Die Governorin unterstützte die Tagung aktiv als eine von sechs Jurorinnen des Photo & Art Contests.
„Ich finde diesen Wettbewerb sehr interessant. Die Kunst ermöglicht Zugang zu dem Thema und einen Gesprächsaufhänger mit ganz verschiedenen Menschen – nicht nur Fachpublikum.“
Workshop
Limbusstammzellentransplantation
Experten aus aller Welt widmeten sich in einer zweistündigen Diskussionsrunde dem Thema Limbusstammzelltransplantation. Dr. Vikas Mittal, Augenarzt aus Indien, gewährte Einblick in die SLET-Methode (Simple limbal epithelial transplantation) und zeigte auf, welche Möglichkeiten die Zelltransplantation Patienten bietet.
Wetlab
Lamelläre Präparationstechniken
Im Wet Lab Techniques for Lamella Preparation lernten Bankenmitarbeiter die Liquid Bubble Technik, eine spezielle Präparationsmethode für Hornhautlamellen, kennen und konnten direkt selbst Hand anlegen.
Wetlab
Workshop
Spaltlampe
Im Spaltlampen-Workshop wurden besondere Auffälligkeiten in Spenderhornhäuten näher betrachtet. Hier gaben die Workshopleiter den Teilnehmern Tipps und Tricks an die Hand, wie sie die Spaltlampe zur Diagnostik und Qualitätsprüfung der Hornhäute in der Gewebebank nutzen können.
Workshop
Zellzählung
Im Zellzählungsworkshop wurde sich mit diversen Zellbildern einer Augenhornhaut auseinandergesetzt. Noch immer gilt die Zellzahl als das Gütekriterium für die Qualität einer Augenhornhaut. Daher ist richtiges Zählen und Erkennen der Zellstruktur für die Techniker in den Hornhautbanken von hoher Bedeutung.
Workshop
Workshop
Angehörigengespräch
Im Workshop Donor Consent ging es um die Herausforderungen im Angehörigengespräch und die grundsätzliche Klärung, wie das Einholen der Einwilligung zur Spende in den unterschiedlichen Ländern funktioniert. Denn während die meisten Länder in der EU bereits eine Widerspruchslösung etabliert haben (Opt-Out), gilt in Deutschland nach wie vor die erweiterte Zustimmungslösung (Opt-In), wofür jüngst am selbigen Tag, dem 16. Januar, die Abgeordneten im Deutschen Bundestag erneut mehrheitlich abgestimmt haben. Die Teilnehmer diskutierten zu Fallbeispielen und besprachen gemeinsam mögliche Lösungswege, auch schwierige Gespräche mit Angehörigen zu meistern.
Workshop
Spenderscreening
Im Workshop Donor Cases wurden besondere medizinische Spenderfälle vorgestellt. In Teams entwickelten die Teilnehmer Lösungen, die anschließend im Plenum besprochen werden konnten. Das medizinische Screening ist stets der Beginn einer jeden Gewebespende und zugleich maßgeblich für ihren Erfolg.
Workshop
Workshop
EDV
In einem EDV-Workshop wurde zu Software- und IT-Lösungen für Gewebespendeeinrichtungen und
-banken diskutiert, die die Arbeits- und Freigabeprozesse effizient bündeln und strukturieren sollen. Derartige Lösungen sparen in der Praxis nicht nur Papier sondern auch Zeit.Workshop
Fundraising & Aufklärung
Im Workshop Fundraising and Promotion widmeten sich die Teilnehmer Best Practice-Beispielen an PR-Kampagnen und Charity-Aktionen und diskutierten zu Do’s und Don’ts in der Aufklärungs- und Fundraising-Arbeit. Für Gewebespendeeinrichtungen und Hornhautbanken sind die finanziellen Mittel für z.B. Öffentlichkeitsarbeit oder Forschungsprojekte begrenzt, weshalb das Fundraising für viele eine geeignete Möglichkeit der Mitteleinwerbung darstellt.
Workshop