Gewebespende am Helios Klinikum Berlin-Buch

Bereits seit 2015 arbeiten das Helios Klinikum Berlin-Buch und die DGFG für die Gewebespende zusammen. Damit ist das Klinikum der erste Kooperationspartner am Standort Berlin-Brandenburg. Die Spende ist von Anfang an auf einem konstant hohen Niveau. In den neun Jahren konnten rund 570 Gewebespenden realisiert werden – hauptsächlich von Augenhornhäuten, aber auch von Herzklappen und Blutgefäßen. Als Transplantationsbeauftragter ist Prof. Dr. Jörg Brederlau Ansprechpartner für die Gewebespendekoordinatorinnen.

Von der Transplantatempfängerin zu Koordinatorin - Porträtfoto von Alexandra Wiesberg

„In meinem Berufsalltag habe ich nur selten mit der Gewebespende zu tun. Und das ist in erster Linie den hervorragenden Mitarbeiter:innen der DGFG zu verdanken, die die Gewebespende im Haus praktisch im Alleingang übernehmen. Sie erhalten die Verstorbenenmeldungen, screenen sie auf etwaige Ausschlusskriterien, fragen bei Unklarheiten zum Krankheitsverlauf direkt auf den jeweiligen Stationen nach und übernehmen dann auch die Gespräche mit den Angehörigen. Ich konnte mich seit Beginn der Zusammenarbeit darauf verlassen, dass das funktioniert.“

Anästhesist und Intensivmediziner Prof. Dr. Jörg Brederlau

Ein eingespieltes Team in der Gewebespende

Auch Dorothee Haase, die das Helios Klinikum Berlin-Buch von Beginn an in der Gewebespende betreut, schätzt die Zusammenarbeit:

„Wir sind ein eingespieltes Team – vor allem mit den Sektionsassistent:innen, die uns auch bei Entnahmen unterstützen. Ich weiß, wen ich bei offenen Fragen ansprechen kann, und kann immer auf die Unterstützung von Professor Brederlau zählen.“

Jeder Mensch ist potenzieller Gewebespender

Was viele nicht wissen: Eine Gewebespende ist bis ins hohe Alter möglich – im Falle der Augenhornhautspende bis zu 72 Stunden nach dem Tod. Denn die Voraussetzung ist im Unterschied zur Organspende nicht der Hirntod. Gewebespenden werden zu 90 Prozent nach Herz-Kreislauf-Tod realisiert. Liegen keine medizinischen Ausschlussgründe vor, eruieren Dorothee Haase und ihre Kolleginnen Julia Sielaff und Tess Kühl den Willen der Verstorbenen. Dazu informieren sie die Angehörigen umfassend, neutral und ergebnisoffen über die Möglichkeit und den Umfang einer Gewebespende. Im Falle einer Zustimmung realisieren die Koordinator:innen die Gewebespenden direkt in der Pathologie oder beim Bestattungsunternehmen. Danach geht die Spende in eine Gewebebank, wo sie aufbereitet und geprüft wird. Die sicheren Transplantate vermittelt die DGFG an Transplantationszentren deutschlandweit.

Derzeit werden am Helios-Klinikum Berlin-Buch hauptsächlich Augenhornhautspenden durchgeführt. Gemeinsames Ziel ist es, in Zukunft auch die postmortale Spende von kardiovaskulärem und muskuloskelettalem Gewebe weiter auszubauen – dazu zählen Herzklappen, Blutgefäße mit einem Zeitfenster von maximal 36 Stunden sowie Knochen, Sehnen und Bänder mit einem Zeitfenster von maximal 48 Stunden.

Prof. Dr. med. Jörg Brederlau ist Anästhesist und Intensivmediziner, ausgebildet an der Uni Würzburg und in Boston. Im Anschluss hat er am Universitätsklinikum Würzburg habilitiert und dann zwei Jahre in Hanau als Chefarzt gearbeitet. Seit 2010 ist er Chefarzt der Intensivmedizin am Helios Klinikum Berlin-Buch. Seit mittlerweile zehn Jahren nimmt er zudem die Aufgabe des Transplantationsbeauftragten wahr. Rund drei bis fünf Organspenden begleitet er pro Jahr. Seit sechs Jahren teilt er sich diese Aufgabe mit der Oberärztin Cäcilie Pytel.