Ein Jahr Gewebespende am Helios Klinikum Emil von Behring

Seit Februar 2023 ist das Helios Klinikum in Berlin-Zehlendorf Teil des DGFG-Netzwerks. Schon in der ersten Woche der Kooperation konnte die Gewebespendekoordinatorin Dorothee Haase die erste Augenhornhautspende realisieren – bezeichnend für die gute Zusammenarbeit.

Von der Transplantatempfängerin zu Koordinatorin - Porträtfoto von Alexandra Wiesberg

„Als wir am Haus die Anfrage bekamen, mit der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation zusammenzuarbeiten, war ich direkt dafür. Denn davor haben wir am Klinikum keine Gewebespenden realisiert. Jetzt bin ich immer wieder begeistert zu erfahren, wie gut die Gewebespende läuft – und dass, obwohl die Kooperation erst seit einem Jahr besteht.“

Dr. Alexander Kreibig, Transplantationsbeauftragter des Helios Klinikums Emil von Behring

„Die Gewebespendekoordinator:innen sind für mich die Heldinnen und Helden im Schatten. Es werden deutlich mehr Gewebespenden als Organspenden realisiert und trotzdem findet die Gewebespende in der Öffentlichkeit kaum statt. Auch in den vielen Stunden meiner Ausbildung zum Transplantationsbeauftragten kam die Gewebespende nicht vor. Sodass ich in den seltenen Fällen, dass ich Angehörigengespräche zur Organspende führe, bei spezifischen Fragen zur Gewebespende auf Frau Haase verweise, schließlich kennt sie sich besser aus als ich.“

Guter Start für die Gewebespende

Mit Beginn der Kooperation hat die Gewebespendekoordinatorin sich und ihre Arbeit am Klinikum vorgestellt. Über einen externen Zugang kann sie Verstorbenen-Meldungen und die jeweiligen Krankheitsverläufe einsehen. Um so zu analysieren, bei wem eine Gewebespende möglich ist. „Das erleichtert unsere Arbeit enorm. Sollten wir doch noch Fragen haben, können wir die betreffenden Stationen anrufen und bekommen Auskunft“, freut sich Dorothee Haase. Wenn eine Spende möglich ist, kontaktieren sie oder ihre Kolleginnen die Angehörigen. In einem Gespräch klären sie ergebnissoffen über die Gewebespende auf und eruieren den Willen der Verstorbenen.

„In den Angehörigengesprächen habe ich den Eindruck, dass sich die Patient:innen am Klinikum gut umsorgt fühlen, dadurch reagieren die Angehörigen sehr wohlwollend auf unsere Anrufe“, erzählt die Gewebespendekoordinatorin.

Jeder Mensch ist potenzielle:r Gewebespender:in

Im Falle einer Zustimmung realisieren die Koordinator:innen die Gewebespenden direkt in der Pathologie oder beim Bestattungsunternehmen. Was viele nicht wissen: Die Augenhornhautspende ist bis zu 72 Stunden nach Versterben und bis ins hohe Alter möglich. „Bisher führen wir am Helios Klinikum Emil von Behring nur Augenhornhautspenden durch. Unser gemeinsames Ziel ist in Zukunft kardiovaskuläre und muskuloskelettale Spende am Haus einzuführen. Dafür bauen wir derzeit in der Region Nord-Ost ein mobiles Entnahmeteam auf“, sagt Dorothee Haase.

Ein Ziel für den Transplantationsbeauftragten Dr. Kreibig bleibt, zur Auseinandersetzung mit Organ- und Gewebespende anzustoßen:

„Ich möchte den Menschen vermitteln, wie wichtig es ist, über seinen eigenen Tod nachzudenken und darüber zu sprechen. Schließlich können die eigenen Wünsche nur erfüllt werden, wenn sie auch bekannt sind. Immer wieder haben die Angehörigen Angst, etwas falsch zu machen und entscheiden sich deswegen gegen eine Spende. Wäre der letzte Wille vorab besprochen worden, hätten sie in dieser Situation Handlungssicherheit.“

Dr. Alexander Kreibig ist seit 2017 leitender Oberarzt der Intensiv- und Notfallmedizin am Helios-Klinikum Emil von Behring. Mit seinem Wechsel auf diese Position hat er auch die Aufgaben des Transplantationsbeauftragten übernommen. Seine erste Organspende begleitete er gleich im ersten Monat seiner neuen Funktion. Eine sehr besondere Erfahrung, die ihn dazu bewegt hat, sich dem Thema der Organspende noch intensiver zu widmen.