COVID-19: Risiko einer Übertragung bei Hornhauttransplantation äußerst gering

Eine potenzielle Übertragung des Coronavirus über die Gewebetransplantation wird immer wieder in der Wissenschaft diskutiert. Bis heute gibt es keinen Hinweis darauf, dass SARS-CoV-2 durch Hornhauttransplantationen übertragen werden kann. Bislang wurde keine virale RNA in der Hornhaut von Patienten gefunden.

Weitere wissenschaftliche Veröffentlichungen

Am 11. März 2020 erklärte die Weltgesundheitsorganisation COVID-19 zur Pandemie. Die bis heute andauernde, schnelle Ausbreitung von SARS-CoV-2 stellt nach wie vor eine große Herausforderung für Gesundheitssysteme weltweit, einschließlich für die Versorgung mit Organ- und Gewebetransplantaten dar.

Seit dem Ausbruch von SARS-CoV-2 wird in der Wissenschaft diskutiert, ob das Virus durch Hornhauttransplantationen von Spender zu Empfänger übertragen werden könnte. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass SARS-CoV-2-RNA in Augenabstrichen oder Flüssigkeiten im okulären Gewebe von COVID-19 positiven Patienten nachgewiesen werden kann. Bislang sind laut Literatur und offiziellen Richtlinien jedoch keine Nachweise von lebensfähigem Virus in Augengewebe und auch keine Fälle einer Übertragung von SARS-CoV-2 über Gewebetransplantate bekannt. Hingegen ist derzeit noch unklar, ob alleiniger Augenkontakt mit SARS-CoV-2 zu einer Infektion führen kann. Insgesamt wird eine Übertragung durch Hornhautgewebe als sehr unwahrscheinlich eingestuft. [1]

Dennoch empfehlen vor diesem Hintergrund viele internationale Behörden, darunter auch das deutsche Bundesinstitut für Impfstoffe und Biomedizin (Paul-Ehrlich-Institut, PEI), grundsätzlich den Ausschluss von kürzlich mit COVID-19 infizierten Spenderinnen und Spendern. Dies hat eine Erhöhung der Liste an medizinischen Kontraindikationen und damit einen hohen Ausschluss potenzieller Spender zur Folge. Vor dem Hintergrund des bereits ohnehin bestehenden hohen Spendermangels weltweit, ist es nach Thuret et al. unerlässlich, evidenzbasierte und effiziente Spender-Screening-Maßnahmen zu entwickeln, um die Patientenversorgung mit Gewebe wieder zu verbessern. [2]

Dass Deutschland und insbesondere der DGFG dies bislang sehr gut gelungen ist, zeigen die aktuellen Zahlen zur Gewebespende im DGFG-Netzwerk. Aber auch im europäischen Vergleich schneidet Deutschland sehr gut ab: Einer Umfrage mit 110 Hornhautbanken aus 26 europäischen Ländern zufolge, sind die Hornhautspenden in Deutschland im Zeitraum Februar bis Mai 2020 verglichen mit den Jahren 2018 und 2019 um lediglich 0,8 Prozent zurückgegangen. Es konnten 2020 in Deutschland nur 2,3 Prozent weniger Patienten mit Hornhauttransplantaten versorgt werden. Eine ganz andere Situation zeigt der Blick auf die Ergebnisse aller 26 europäischen Länder: Hier ist die Augenhornhautspende in 2020 im Durchschnitt um 38 bis 68 Prozent zurückgegangen. Im Frühjahr 2020 konnten nach Angaben der 110 Hornhautbanken daher mehr als 3.800 Patienten nicht mit einem Hornhauttransplantat versorgt werden. [2]

[1] Salz, A. K., Acharya, M., Hofmann, N., Wittmershaus, I., Sangwan, V., Börgel, M., Mathur, U.: Risk of SARS-CoV-2 virus transmission from donor corneal tissue. Indian Journal of Ophthalmology: June 2021 – Volume 69 – Issue 6 – p 1592-1597. doi: 10.4103/ijo.IJO_3249_20
[2] Thuret, G., Courrier, E., Poinard, S., et al.: One threat, different answers: the impact of COVID-19 pandemic on cornea donation and donor selection across Europe. British Journal of Ophthalmology Published Online First: 26 November 2020. doi: 10.1136/bjophthalmol-2020-317938