Können die Patienten einschätzen, wo ihr Transplantat herkommt?
Mayer: Das Verständnis über die Herkunft des Transplantats aus der postmortalen Gewebespende hängt oft auch vom Lebensalter ab. Jüngere haben einen anderen Zugang dazu als ältere. Die häufigsten Fragen, die uns dazu gestellt werden, sind: Von wem stammt denn die Hornhaut? Kann da was passieren, vertrage ich das überhaupt? Wir erklären dann auch, dass die Abstoßungsgefahr bei Geweben geringer ist als bei Organen, da Gewebe Gefäßfrei sind. Wenn eine Abneigung gegenüber dem Fremdgewebe eines Spenders da ist, müssen wir hier das Vertrauen gewinnen. Doch wir treffen sehr schnell auf Verständnis bei den Patienten, wenn sie wissen, dass ihnen nur noch auf diesem Weg geholfen werden kann. Denn am Ende möchten natürlich alle wieder gut sehen können.
Was löst die Gewebespende am Ende bei den Patienten, die ein Transplantat bekommen haben, aus?
Mayer: Viele Patienten rufen ein paar Wochen nach der Transplantation oder auch noch Jahre später bei uns an und bedanken sich bei uns. Oft möchten sie auch der Familie des Spenders Danke sagen, doch hier müssen wir, allein auch vor dem Hintergrund der Gesetzgebung, Diskretion wahren. Uns freut natürlich jede Dankbarkeit im Nachhinein. Wichtig ist, dass die Patienten letztlich wissen, dass ihnen nur durch die uneigennützige Gewebespende geholfen werden konnte und diese Möglichkeit nicht selbstverständlich ist.
Wo sehen Sie die Hornhautspende und -transplantation in fünf oder zehn Jahren?
Mayer: Ich denke, wir müssen das Verständnis an den Endothelzellen weiter verbessern – d.h. Ursachen für die Vitalität und Klarheit der Hornhaut weiter erforschen. Wir müssen ein Zellverständnis weiter entwickeln, um auch die Transplantate und Operationstechniken dahingehend zu optimieren. Insgesamt müssen wir dafür aber auch die Spendebereitschaft erhöhen, um zukünftig noch mehr Gewebespenden realisieren zu können. Ganz weit in der Zukunft sehe ich einen künstlichen Hornhautersatz. Dazu gibt es ja bereits Wundheilungsstudien, die sich damit beschäftigen.