Gibt es auch Dinge, die dich trotz deiner langjährigen Erfahrung noch herausfordern?
Das Herausforderndste bei unserer Arbeit ist für mich immer noch das Angehörigengespräch. Da habe ich jedes Mal riesigen Respekt vor. Ich muss aber auch sagen, dass ich in den elf Jahren kein einziges schlechtes Angehörigengespräch führen musste oder eines, das irgendwie negativ behaftet war. Trotzdem ist es jedes Mal sehr aufregend für mich, weil man nicht weiß, wo man anruft, was einen für Emotionen oder Situationen erwarten. Die Erfahrung hat einfach gezeigt, dass man das vorher wirklich nicht einschätzen kann. Nach den Gesprächen freue ich mich wiederum, weil ich mir denke: Gut, dass ich angerufen habe, denn jetzt hat man aufgeklärt, kennt die Tatsachen und hat den Willen der oder des Verstorbenen realisiert. Egal, ob es eine Ablehnung war oder eine Zustimmung.
Was würdest du dir für deinen Job als GSK und für die Gewebespende wünschen?
Am tollsten wäre es natürlich, wenn für die Gewebespende in Deutschland mehr Bewusstsein und Routine reinkommen würden, auch im Hinblick auf die Organspende. Dass es einfach ganz normal wäre, dass das Thema existiert und dass die Kliniken und die Ärztinnen und Ärzte das auch schon vorher bei den Patient:innen ansprechen. Ähnlich wie bei den Forderungen für die Organspende wünsche ich mir eine Kultur der Gewebespende. Natürlich wäre das auch für unsere Arbeit als GSKs toll, weil unsere Anrufe die Angehörigen dann nicht mehr wie sogenannte „cold callings“ auf kaltem Fuß erwischen würden. Es wäre schon sehr wünschenswert, wenn sie sich vorher bereits Gedanken darüber gemacht hätten. Auch in Betracht auf die Spende von kardiovaskulärem Gewebe wäre es sehr hilfreich, wenn wir schon vorher eine Dokumentation des Willens der oder des Verstorbenen hätten, weil wir da einfach kürzere Zeitfenster haben.