DGFG fördert:
Hilfsprojekt zur Rettung des Augenlichtes in Armenien
Während hierzulande eine Augenhornhauttransplantation im Notfall zur Standardversorgung gehört, haben Patienten in Armenien kaum Zugang zu augenchirurgischer Hilfe.
In einem augenärztlichen Hilfsprojekt rettet Prof. Dr. med. Gerd U. Auffarth, Ärztlicher Direktor der Universitätsaugenklinik Heidelberg, das Augenlicht von Patienten in Yerevan. Doch das Ziel ist größer: Langfristig sollen Ärzte vor Ort selbst Augenhornhauttransplantationen durchführen können.
Mit Charity Arbeit kann man etwas anstoßen!
Herr Auffarth, wie ist die Patientenversorgung mit Hornhauttransplantaten in Armenien einzuschätzen?
Grundsätzlich ist das Gesundheitswesen in Armenien mit dem deutschen nicht vergleichbar. In Armenien gibt es – mit Ausnahme eventuell von vereinzelten Privatkliniken – weder Hornhautbanken, in denen Augenhornhäute aufbereitet und gelagert werden, noch Transplantationsprogramme. Bedürfen Patienten eine Transplantation, wird diese meist in Russland vorgenommen. Das können sich nur wenige leisten.
Wie kam das Hilfsprojekt zu Stande?
Weil die Patientenversorgung in Fragen der Augengesundheit vor Ort so schlecht ist, haben mich Kollegen an einer Klinik in Yerevan um Unterstützung gebeten. Zwei Mal war ich zunächst dort, um Vorträge und Sprechstunde zu halten. Da stellten sich gleich 150 Patienten an einem Tag vor – aus allen Ecken des Landes und mit den furchtbarsten Erkrankungen! Auch Live-Fragestunden über Facebook haben wir initiiert. Dieses Angebot haben viele wahrgenommen.
Ich habe dann gemerkt: Hier ist auch operative Unterstützung gefragt.
Realisierung eines Hilfsprojektes
Für die augenmedizinische Hilfsarbeit in Armenien bedarf es neben dem Engagement von Prof. Dr. Gerd Auffarth vieler helfender Hände:
Die gemeinnützige Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) stellte bisher insgesamt fünf Spenderhornhäute zur Verfügung.
Die Plattform – eine Initiative der Geuder Gruppe und des Deutschen Komitee zur Verhütung von Blindheit e.V. – sammelt und repariert gebrauchte und nicht mehr verwendete augenchirurgische Instrumente und Gerätesysteme. Ärzte, die sich für augenchirurgische Einsätze im Ausland einsetzen, können Instrumente kostenfrei nutzen. Sachspenden seitens weiterer Unternehmen, wie Linsenimplantate, ermöglichen zum Beispiel Katarakt-Operationen und weitere augenärztliche Versorgung von Patienten in Armenien.
Welche Erkrankungen der Augenhornhaut sind Ihnen in Armenien begegnet?
Insbesondere bei jungen Männern habe ich starke Vernarbungen und Verletzungen der Augenhornhaut – oft Arbeitsverletzungen –gesehen.
Der Großteil der armenischen Bevölkerung lebt auf Grund von Verfolgung in der früheren Geschichte in der ganzen Welt verstreut. Armenien selbst zählt nur etwa drei Millionen Einwohner. In einem nicht so stark durchgemischten, genetischen Pool sind Erkrankungen häufig auch erblich bedingt. So sind mir auch viele Fälle von Hornhautdystrophien begegnet.
In welchen Fällen konnten Sie in Yerevan bisher Patienten mit einer Hornhauttransplantation helfen?
Ich habe zwei Patienten mit einem sehr schlimmen Keratokonus, also einer starken Wölbung der Augenhornhaut, behandelt. Sie müssen wissen: Dort gibt es kein Cross-Linking oder andere wenig invasive Behandlungsmethoden. Die beiden waren nach der Transplantation sehr glücklich und sagten, sie hätten in ihrem Leben noch nicht so gut gesehen. Ein weiterer Patient hatte eine Narbe und einen Herpes infizierten Bereich im Auge. Eine vierte Patientin hatte zuvor eine missglückte Grauer Star Operation, bei der das Hornhautendothel beschädigt wurde. Hier konnte ich sowohl eine neue Linse als auch eine neue Hornhaut einsetzen. Die Patientin hat nun wieder einen klaren Durchblick.
Bei meinem bisher letzten Patienten lag eine Fuchs’sche Endotheldystrophie vor.
Wie wird es weitergehen?
Im November werde ich noch einmal hinfahren und mir die bereits behandelten Patienten ansehen. Zwei Patienten sind mir bei meinem letzten Besuch mit besonders schweren Hornhautdefekten aufgefallen. Diesen würde ich gerne zu einer Transplantation verhelfen.
Letztlich muss man aber sagen: Im Rahmen eines solchen Charity Projektes kann nur den absoluten Härtefällen geholfen werden. Mittelfristig muss vor Ort ein eigenes Transplantationsprogramm aufgebaut werden.
Wie kann das gelingen?
Mit Charity Arbeit, wie dieser, kann man etwas anstoßen. Indem ich zunächst die kniffligen Fälle behandele, wecke ich bei den Kollegen vor Ort Interesse daran, sich fortzubilden. Beispielsweise fragte in Yerevan ein Kollege, ob er nicht auch einmal eine Naht setzen könne. Ein guter Operateur, der zuvor jedoch niemals an einer Hornhaut operiert hatte. Im November kommt dieser Arzt nun zur Hospitation nach Deutschland, um über vier Wochen hinweg Transplantationstechniken zu erlernen.
Bevor ich in Armenien operativ unterstützt habe, hospitierten zwei Ärztinnen in Heidelberg, um mir im OP zu assistieren. So gibt es einen steten Wissenstransfer und im besten Fall fahre ich in drei oder vier Jahren nur noch zu Besuch nach Armenien und gebe väterliche Ratschläge.
Für ihre Charity Arbeit stellt die DGFG Spenderhornhäute zur Verfügung. Woher sollen diese Transplantate in Zukunft kommen?
Ohne Spende, keine Transplantation. Langfristig muss neben der Ausbildung der Hornhautchirurgen auch ein Spendeprogramm vor Ort aufgebaut werden. Nicht zuletzt, weil die Aufwandserstattung für Hornhäute aus dem Ausland in Armenien von den Patienten nicht gezahlt werden können. Dort können Patienten kaum mehr als 100 Euro für ein solches Transplantat aufbringen.