Erste Augenhornhautspenden im LMU Klinikum

Das Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München kooperiert mit der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) in der Gewebespende und Augenhornhautpräparation.

München, Hannover 09.10.19 – Am 10. Oktober ist World Sight Day – ein Tag ganz im Zeichen der globalen Bedrohung von Blindheit und Sehstörungen. Betroffen sind hierbei auch Menschen mit schweren Augenhornhauterkrankungen. Allein in Deutschland werden jedes Jahr mehr als 6.000 Menschen mit einem Transplantat versorgt. Der Bedarf liegt Schätzungen zufolge bei über 8.000 Transplantaten. Um die Wartezeit auf eine Spenderhornhaut zu verkürzen, engagiert sich das LMU Klinikum München gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) in der Gewebespende. Patienten der Augenklinik des LMU Klinikums, die auf eine Hornhautspende angewiesen sind, können hoffentlich so schneller mit einem passenden Gewebetransplantat versorgt werden. Ab sofort unterstützt die DGFG zusätzlich zum Institut für Rechtsmedizin der LMU die Augenhornhautspende am Universitätsklinikum. Die schon bestehende Hornhautbank des LMU Klinikums (Bayerische Gewebebank KUM) wird in das bundesweite DGFG-Netzwerk von 13 Gewebebanken aufgenommen. Ziel der Kooperation ist es, die Anzahl an Gewebespenden zu erhöhen und die Patientenversorgung zu verbessern. Sechs Hornhautspenden konnte die DGFG bereits realisieren.

Die DGFG kümmert sich bei der Zusammenarbeit um den gesamten Ablauf einer Gewebespende: Koordinatoren prüfen die Verstorbenenmeldungen auf Spendereignung, klären die Angehörigen auf und entnehmen die Gewebe. „Wir freuen uns, dass uns das LMU Klinikum in der Gewebespende unterstützt und fördert“, sagt Martin Börgel, Geschäftsführer der DGFG.

„Die DGFG wird von vielen Universitätskliniken getragen. Das Netzwerk hat die Gewebespende erfolgreich in vielen Kliniken etablieren und so die Patientenversorgung erheblich verbessern können. Dieses Engagement wollen wir als LMU Klinikum im Sinne der Patienten, die auf diese Spende angewiesen sind, unterstützen“, so Prof. Dr. Siegfried Priglinger, Direktor der Augenklinik des LMU Klinikums.

Hornhautverpflanzungen sind nur möglich, wenn Menschen nach ihrem Tod ihre Augenhornhaut spenden. Wichtig ist, dass Menschen möglichst schon zu Lebzeiten eine Entscheidung für oder gegen eine Gewebespende treffen. Ist diese Entscheidung nicht bekannt, sprechen Mitarbeiter der DGFG mit den Angehörigen. Darum kümmert sich seit August am Campus Großhadern des LMU Klinikums die DGFG-Koordinatorin Stefanie Eberhard. „Ich informiere die Angehörigen sensibel über die Möglichkeit einer Gewebespende. Vier Augenhornhautspenden konnte ich bereits realisieren. Die Spende ist hier sehr gut angelaufen und trifft auch in der Bevölkerung auf große Zustimmung“, sagt die Präparatorin. Im Falle einer Einwilligung nimmt der ärztliche Regionalleiter der DGFG in einem zweiten Gespräch Kontakt mit den Angehörigen auf.

Augenhornhautspenden werden in der Gewebebank des LMU Klinikums aufbereitet

Der Bedarf an Hornhauttransplantaten liegt Schätzungen zu Folge pro Jahr bei mehr als 8.000 Transplantationen und nimmt nach wie vor weiter zu. „Als Universitätsklinikum versorgen wir sehr viele Patienten, wollen in Zukunft aber noch mehr Menschen helfen. Dafür arbeiten wir mit der DGFG zusammen“, erklärt Prof. Priglinger. Bis dato wurden die Gewebespenden hauptsächlich in Kooperation mit dem Institut für Rechtsmedizin der LMU organisiert. Die zusätzliche Kooperation mit der DGFG schafft weitere Kapazitäten, damit zukünftig mehr Augenhornhautspenden in der Hornhautbank des LMU Klinikums bearbeitet und aufbereitet werden können. Am Ende profitieren nicht nur Münchner Patienten von der Kooperation: Kann Stefanie Eberhard mehr Hornhautspenden realisieren, als die Gewebebank aufbereiten kann, vermittelt die DGFG das entnommene Gewebe an einen Partner des Netzwerks mit freien Kapazitäten. Um die Verteilung dieser Transplantate kümmert sich die Vermittlungsstelle der DGFG in Hannover. Sie führt eine bundesweite, einheitliche Warteliste anhand der Kriterien Dringlichkeit und Erfolgsaussicht. 2018 konnte die DGFG 3.672 Patienten mit einem Hornhauttransplantat versorgen. Die Versorgung der Patienten der Augenklinik des LMU Klinikums wird wie bisher über die Hornhautbank des LMU Klinikums (Bayerische Gewebebank KUM) organisiert.

Hornhauttransplantate schenken klare Sicht

Die Hornhauttransplantation ist oft die letzte und einzige Möglichkeit, Patienten vor der Erblindung zu bewahren, sofern ihre Augenhornhaut erkrankt oder verletzt ist. Narben, Verätzungen, Entzündungen oder Verbrennungen sorgen dafür, dass die Sicht durch das sonst klare Fenster zur Welt erheblich erschwert oder sogar unmöglich wird. Auch bei Hornhauterkrankungen wie der Endotheldystrophie kommt die Hornhauttransplantation zum Einsatz. Die Endothelzellen sorgen im gesunden Zustand dafür, dass die Flüssigkeit aus dem Auge gepumpt wird. Stellen diese Zellen ihre Funktion ein, quillt die Hornhaut auf. Die Sicht wird trüb. Eine weitere Erkrankung, bei der eine Hornhauttransplantation die Ultima Ratio darstellt, ist der Keratokonus, eine starke Verformung der Hornhaut.

Fast jeder Verstorbene kann Gewebe spenden

Im Gegensatz zur Organspende ist die Gewebespende nicht an den unumkehrbaren Hirnfunktionsausfall („Hirntod“) gebunden und kann auch nach Herz-Kreislauf-Versterben durchgeführt werden – im Falle der Augenhornhautspende bis zu 72 Stunden nach dem Tod. Das Alter spielt bei der Hornhautspende keine Rolle. Auch Brillen- oder Kontaktlinsenträger, Menschen mit einer Augenerkrankung wie dem Grauen oder Grünen Star oder sogar einer Augenoperation kommen als Spender in Frage. Auch viele Krebserkrankungen sind kein Ausschlussgrund für eine Spende. Bei der Hornhautspende handelt es sich um einen kleinen chirurgischen Eingriff, bei dem in der Regel die Hornhaut mit dem Augapfel entnommen wird. Nach der Entnahme erfolgt eine prothetische Versorgung mit Glasaugen. Die Lider werden verschlossen. Eine Aufbahrung und eine Abschiednahme am offenen Sarg sind jederzeit möglich. Weitere Gewebe, die nach dem Tod gespendet werden können, sind Herzklappen, Blutgefäße, Knochen, Sehnen, Bänder und Haut.

Die DGFG

Die DGFG ist eine unabhängige, gemeinnützige Gesellschaft, die seit 1997 die Gewebespende und
-transplantation in Deutschland fördert. Auf der Basis des Gewebegesetzes von 2007 sind alle Tätigkeiten und Ablaufprozesse der Gewebespende gesetzlich geregelt. Für alle Gewebezubereitungen gilt das Handelsverbot. Im Netzwerk der DGFG kooperieren zahlreiche Universitätskliniken, kommunale und konfessionelle Krankenhäuser, aber auch große Klinikverbünde. Sie alle unterstützen die Gewebespende durch die Meldung möglicher Gewebespender und nehmen so ihre gesellschaftliche Verantwortung für die Versorgung der betroffenen Patienten wahr. Gesellschafter sind das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, das Universitätsklinikum Leipzig, die Medizinische Hochschule Hannover, die Universitätsmedizin Rostock sowie das Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum Neubrandenburg.

Klinikum der Universität München

Im Klinikum der Universität München (LMU) werden jährlich an den Standorten Campus Großhadern und Campus Innenstadt rund 500.000 Patienten ambulant, teilstationär und stationär behandelt. Den 29 Fachkliniken, 13 Instituten und sieben Abteilungen sowie den 50 interdisziplinären Zentren stehen etwas mehr als 2.000 Betten zur Verfügung. Von insgesamt 9.700 Beschäftigten sind rund 1.700 Mediziner und 3.200 Pflegekräfte. Das Klinikum der Universität München ist seit 2006 Anstalt des öffentlichen Rechts.

Medizinische Fakultät und Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München sind an zehn Sonderforschungsbereichen der DFG (SFB 824, 870, 914, 1054, 1064, 1123, 1243, 1321, 1335, 1371), an fünf Transregios (TRR 127, 128, 152, 205, 237) sowie an zwei Graduiertenkollegs der DFG (GK  2274, 2338) sowie an den Forschungsgruppen 2858 und 2879 beteiligt. Fakultät und Klinikum sind, als einzige in Deutschland, Standort aller sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung (Krebs, Diabetes, Stoffwechsel-, Herz-Kreislauf-, Infektions-, Lungen- und neurodegenerative Erkrankungen). Hinzu kommen die Exzellenzeinrichtungen „Munich Cluster for Systems Neurology“ (SyNergy), „Center for Integrated Protein Sciences“ (CIPSM) und „Munich Center of Advanced Photonics“ (MAP) sowie die Graduiertenschulen „Graduate School of Systemic Neurosciences“ (GSN-LMU) und „Graduate School of Quantitative Biosciences Munich (QBM)“.

Die DFG fördert das Clinician Scientist PRogram In Vascular MEdicine (PRIME), die Else-Kröner-Fresenius Stiftung drei Forschungskollegs (Immuntherapie zur Behandlung von Krebserkrankungen, Translationale Psychiatrie, Seltene Erkrankungen des Immunsystems).

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.klinikum.uni-muenchen.de