Wissenschaftliche Projekte

Erweiterte Anwendung der Amnionmembran

Die von der kindlichen Seite der Plazenta stammende Amnionmembran verfügt über wundheilungsfördernde und antientzündliche Eigenschaften, verhindert Narbenbildung und wird vom Immunsystem kaum abgestoßen. Während die Wirksamkeit der Amnionmembran international anerkannt ist, werden ihre Vorteile in der Patientenanwendung bisher noch wenig genutzt. Dabei bietet die Amnionmembran neue Therapieoptionen: Die DGFG hat die Genehmigung des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), humane Amnionmembran neben den ophthalmologischen Anwendungsgebieten auch zum Einsatz im orbitalen, mund- und kiefer-chirurgischen Tätigkeitsbereich, in der gynäkologischen Chirurgie (Uterus und Vagina) sowie als temporären Hautersatz bei thermischen Verletzungen und Wundheilungsstörungen, z. B. für das diabetische Fußsyndrom, abzugeben. Um diese Therapieoption für solche Patient:innen vermehrt zugänglich zu machen, stellt die DGFG humane Amnionmembran für die klinische Anwendung bei chronischen Wunden zur Verfügung. Selbst bei schwierigen Fällen konnten von verschiedenen Anwendern Erfolge erzielt werden.

Darüber hinaus möchte die DGFG die klinischen Anwendungen der Amnionmembran weiter ausweiten und arbeitet daher an innovativen Projekten. Um die heilungsfördernden Faktoren der Membran künftig in alternativer Darreichungsform auf das Wundgebiet auftragen zu können, werden Verfahrensweisen zur Homogenisierung der Amnionmembran bzw. Extraktion etabliert. Mit derartigen Extrakten der Amnionmembran wird die Möglichkeit zur Anwendung als Augentropfen oder Gel geprüft.

Nach einer Studie in Zusammenarbeit mit dem Institut für Transfusionsmedizin der MHH und dem Institut für Mehrphasenprozesse der Leibniz-Universität Hannover, in der gezeigt werden konnte, dass sich die biochemischen und biomechanischen Eigenschaften der Amnionmembran auch nach zweifachem Gefrieren nicht ändern, wurden weitere Untersuchungen zur Lagerbarkeit der Amnionmembran über eine längere Dauer sowie zum Präparationszeitraum durchgeführt. Die Ergebnisse mündeten jeweils in optimierten Herstellungsverfahren für die Gewebezubereitungen.

In Zusammenarbeit mit Prof. Hans-Oliver Rennekampff, Chefarzt der Klinik für Plastische Chirurgie, Hand- und Verbrennungschirurgie am Rhein-Maas Klinikum, konnten bei mehreren Patient:innen mit teils jahrelang persistierenden chronischen Wunden mittels Amnionauflage innerhalb weniger Wochen eine Heilung oder deutliche Besserung erzielt werden. Die Präsentation dieser Ergebnisse auf dem Deutschen Wundkongress wurde 2021 mit dem Deutschen Wundpreis für das beste Poster in der Kategorie „Kasuistik“ prämiert.