20 Jahre Mitteldeutsche Corneabank Halle

UKH-Augenklinik und DGFG feiern 20-jähriges Jubiläum der MCH und gewähren Einblick in die Welt der Gewebespende und Augenhornhautmedizin.

Am 4. Mai 2019 fand in der historischen Aula des Löwengebäudes der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) im Rahmen des Halleschen Hornhaut-Symposiums die Feier des 20-jährigen Jubiläums der Mitteldeutschen Corneabank Halle (MCH) statt. Seit Gründung der MCH vor 20 Jahren konnten mehr als 4.000 Hornhäute transplantiert und damit schwer augenkranken Patienten zu neuer Lebensqualität verholfen werden.

Quelle: Fotostelle UKH
Vortragende beim Symposium v.l.n.r.: Sebastian Bäurle, Prof. Dr. Hans-Gert Struck ML, Dipl.-Biol. Diana Wille, Dr. Erik Chankiewitz, Prof. Dr. Arne Viestenz, Martin Börgel, Dr. Anja Viestenz, Prof. Dr. Thomas Hammer, Dr. Andrea Huth, Dr. Jens Heichel, Prof. Dr. Jutta Herde

Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. med. Arne Viestenz, dem Direktor der Universitätsaugenklinik Halle und Leiter der MCH, wurden die Gäste des Symposiums – darunter auch eine Vielzahl an Patienten – auf die Reise zurück zu den Anfängen der Hornhauttransplantation genommen. Auch das Arbeiten in den Gewebebanken, insbesondere in den neuen Bundesländern, wurde beleuchtet. Augenärzte stellten zudem aktuelle Erkenntnisse zu verschiedenen Themen aus der Augenhornhautchirurgie, -diagnostik und -prävention vor.

Das UKH sagt Danke

In seiner Eröffnungsrede bedankte sich Prof. Viestenz bei allen in der Gewebespende, -aufbereitung und -transplantation beteiligten Personen, insbesondere auch bei den Gründern der MCH: Prof. Dr. med. Gernot Duncker, Prof. Dr. med. Frank Wilhelm und Dr. med. Timm Bredehorn-Mayr. In einer Schweigeminute gedachten die Gäste den über 4.800 Spendern und ihren Angehörigen. Auch der Dekan der Medizinischen Fakultät der MLU Prof. Dr. Michael Gekle bedankte sich in seinem Grußwort bei allen an der Entwicklung der MCH beteiligten Personen, den Spendern und ihren Familien. Er bezeichnete die Entwicklung und Arbeit in der MCH sowie die Hornhauttransplantation an sich als Segen für die vielen Patienten, denen dadurch zu mehr Lebensqualität und Selbstständigkeit verholfen werden konnte.

Patientengeschichten zeigen hohe Bedeutung der Hornhauttransplantation

Prof. Viestenz und Dr. Andrea Huth stellten eindrucksvoll Patientenschicksale vor und zeigten die Bedeutung der Hornhauttransplantation für die Lebensqualität und den Erhalt der Sehfähigkeit auf: So zerstörte eine Epithelinvasion ein Auge, weil zu spät die Zustimmung zur Hornhauttransplantation gegeben wurde. Ein blindes Traumaauge konnte nach Pol-zu-Pol-Chirurgie mit Hornhauttransplantation wieder sehen. Ein fünfjähriger Junge hätte nach einem harmlosen Katzenkratzer beinahe sein Augenlicht verloren. Nur eine Hornhautspende rettete sein Augenlicht.

Kunstpreis zum Thema Wieder Sehen

Beim Symposium wurde erstmalig ein Kunstpreis des Förderkreises der Freunde der Augenklinik der MLU für Graphik/Druck/Design ausgelobt. Den Preis in Höhe von 3.500 Euro gewann Fern Liberty Campell Kallenbach, Kunststudentin der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, die auf einem Kilt über stoffliches, farbenfrohes Design das Wiederbegegnen und Erkennen geliebter Menschen zeigt. In einem Textil- und Seide-Design wird das Kunstwerk vom Förderkreis als Dauerleihgabe an der Universitätsaugenklinik Halle ausgestellt.

Aufklärungsbedarf weltweit

In einer Präsentation von Prof. Wilhelm zum Aufbau und der Entwicklung der Hornhautbanken in den neuen Bundesländern wurde auch der Handlungsbedarf in der Aufklärungsarbeit zur Augenhornhauttransplantation im Kampf gegen die Blindheit deutlich. Die Weltgesundheitsorganisation erfasst jedes Jahr die Ursachen für Blindheit, darunter Grauer und Grüner Star, Trachom, Flussblindheit und Vitamin-A-Mangel. Hornhauterkrankungen werden dabei nicht erwähnt, obgleich sie etwa zehn Prozent in der Gesamtversorgung schwer augenkranker Patienten ausmachen.

DGFG zur Arbeit in der Gewebespende

Martin Börgel gab Einblick in die Netzwerkarbeit der DGFG und stellte die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem UKH in der Gewebespende vor: 2002 wurde der Kooperationsvertrag zwischen der MCH und der DSO-G, der Vorgängergesellschaft der DGFG, geschlossen und seit 2007, seit ihrer Gründung mit Inkrafttreten des Gewebegesetzes, realisiert die DGFG die Gewebespenden im UKH. Börgel stellte zudem die qualitativ hochwertige Arbeit in der MCH heraus, die mit einer Transplantationsquote von über 70 Prozent im deutschen und auch europäischen Vergleich sehr weit vorne liegt. Zudem wies er auf die Bedeutung zielorientierter Aufklärungsarbeit hin. Die DGFG stellte im Rahmen des Symposiums ihre neue Fotoreportage zur Augenhornhautspende, -prozessierung und -transplantation aus. Diana Wille, Koordinatorin der DGFG am UKH und QM-Beauftragte der MCH, beleuchtete ethische Aspekte in der Hornhautspende und zeigte auf, wie wichtig Transparenz, Aufklärung und Vertrauen für die Gewebespende als gesamtgesellschaftliche Aufgabe sind.