„Eine verantwortungsvolle und sinnstiftende Tätigkeit“

Christian Engelmann ist für den Standort Chemnitz verantwortlich. Der gebürtige Erzgebirger arbeitet seit 2018 für die DGFG und vertrat bis November 2020 außerdem den Standort am Helios Klinikum Erfurt.

 

„Der Job bei der DGFG bietet viel Flexibilität, weshalb ich ausreichend Zeit für meine zwei Kinder, meine Frau und meine Hobbys finde: klettern in den Dolomiten oder in den Alpen, kayaken auf der Ostsee, mountainbiken im Erzgebirge. Hauptsache draußen. Mein Ausgleich zum Beruf.“

Christian, wie sieht dein Arbeitsalltag in Erfurt aus?

Aufgrund der elektronischen Kommunikationswege und der besonderen Zusammenarbeit mit Erfurt kann ich vieles von Chemnitz aus erledigen. Mit den Ärzten halte ich überwiegend telefonisch Kontakt, z. B. um Details zur Patientengeschichte zu erfahren. Auch die Gewebeentnahme bei potentiellen Spendern führe ich nur im Notfall durch, i. d. R. tun dies zwei sehr gut geschulte Mitarbeiter in der Pathologie. Vor Ort sichte ich Akten und hole Blutproben der Spender für den Versand an die Gewebebanken ab.

Was zeichnet die Zusammenarbeit mit Erfurt aus?

Erfurt ist ein toller Standort. Das Klinikum umfasst viele Fachbereiche und trotz der Größe finde ich es im Verhältnis zu anderen Häusern recht übersichtlich gestaltet. Alle Klinikmitarbeiter sind über die Gewebespende informiert, was die Zusammenarbeit sehr angenehm macht.

Wie bist du zu deinem Job als DGFG Koordinator gekommen?

Seit 2018 arbeite ich nun für die DGFG als Gewebespendekoordinator. Davor studierte ich Biologie in Jena und war ungefähr fünf Jahre in der Forschung tätig. Doch nach dieser Zeit hat sich mein Leben verändert: Meine Frau und ich haben unser erstes Kind bekommen, was den Wunsch zur Rückkehr ins Erzgebirge, unserer Heimat, in uns wachsen ließ. Glücklicherweise bot sich meiner Frau eine geeignete Anstellung in Chemnitz an, während ich die Zeit zu Hause mit unserem Sohn genießen und meine persönliche berufliche Perspektive reflektieren konnte.  Die Forschung bereitete mir Spaß, jedoch strengte u. a. das viele Reisen an und ließ eine langfristige Planung kaum zu. Ich war auf der Suche nach etwas Neuem. Und wie es der Zufall wollte, suchte die DGFG seinerzeit einen Gewebespendekoordinator am Standort Chemnitz. Tatsächlich war es die erste Stellenausschreibung, in der ich mich sofort wiedererkannt habe. Eine verantwortungsvolle und sinnstiftende Tätigkeit.

Hast du von der Gewebespende bereits vorher gehört?

Mir war vorher gar nicht bewusst, dass es einen Unterschied zwischen der Organ- und Gewebespende gibt, obwohl ich schon lange im Besitz des gleichnamigen Ausweises war. Zwar gehörte in meinem vorigen Beruf die Präparation von tierischem Gewebe dazu, jedoch war die Gewebespende an sich für mich neu.

Wie hast du die Anfangszeit als Koordinator bei der DGFG empfunden?

Prinzipiell sehr angenehm, meine Kenntnisse aus der medizinischen Grundlagenforschung haben dabei sicherlich geholfen. Allerdings waren die Angehörigengespräche herausfordernd, da ich mich zum ersten Mal mit den Geschichten und Schicksalen einzelner Personen beschäftigen musste. Problematisch war das aber nie. Zudem musste ich mir das Wissen über Krankheiten, an denen Menschen versterben können, aneignen. In der Präparation war ich bereits geübt, etwas, was ich schon immer spannend fand.

Du bist seit gut zwei Jahren bei der DGFG. Was macht die Arbeit für dich besonders?

Ich empfinde die Arbeit als besonders, weil ich im Gegensatz zur Forschung das Gefühl habe, unmittelbar etwas Positives zu bewirken und zu helfen. Teilweise kann ich das Ergebnis meiner Arbeit auch direkt sehen: Am Uniklinikum Chemnitz gibt es eine große Augenklinik unter der Leitung von Professorin Katrin Engelmann. Sie ermöglichte mir die Begleitung einer Transplantation einer Spenderhornhaut, die ich bei einem Verstorbenen entnommen hatte.

Welche Erlebnisse sind dir aus den vergangenen zwei Jahren besonders in Erinnerung geblieben?

Ein einzelnes Erlebnis zu benennen fällt mir schwer. Spannend finde ich die Gewebeentnahme im Rahmen einer Organspende und die damit verbundene medizinische und logistische Herausforderung. Ein Teil von einem größeren Team zu sein, macht mir Spaß. Auch die Spende kardiovaskulärer Gewebe (KVG) fasziniert mich, dort konnte ich bereits einige Erfahrungen sammeln.

Und was sind deine Ziele?

Meine bzw. unsere Standorte auszubauen gehört definitiv zu meinen Zielen. Chemnitz hat sich in den vergangenen zwei Jahren in eine positive Richtung entwickelt. Die Kommunikation mit den Stationen wird immer besser, viele Stationen möchten sich noch stärker für die Gewebespende engagieren. Auch am Helios Klinikum Aue ist die Gewebespende gut angelaufen, obwohl die Corona-Pandemie dem stark zugesetzt hat.

Wie reagiert dein privates Umfeld auf deine Tätigkeit?

Die Reaktionen sind gemischt, nicht immer gibt es rein positives Feedback. Manche haben Berührungsängste, weil es eben um das Thema Tod geht. Doch die Mehrheit ist sehr interessiert, erachten es als sinnvoll und freuen sich für mich, dass ich in dem Beruf so aufgehe. Außerdem helfen diese Gespräche auf die Gewebespende aufmerksam zu machen.