Positivtrend in Stralsund: Hornhautspenden retten Patienten das Augenlicht

Immer mehr Patienten kann mit einer Spenderhornhaut aus dem Helios Hanseklinikum Stralsund geholfen werden. Fotos: Helios Hanseklinikum Stralsund

Vor fünf Jahren startete Sabrina Schmidt als Gewebespendekoordinatorin bei der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) zunächst am Standort Essen. Doch ihre Wahlheimat an der Ostsee, welche sie während ihres Biologiestudiums in Greifswald lieben gelernt hat, ließ die gebürtige Brandenburgerin nie richtig los. Vor gut einem Jahr ergab sich dann die Möglichkeit, das Koordinatorinnen-Team der Region Nord-Ost zu unterstützen. Seither betreut sie den Standort Stralsund und geht in ihrer Tätigkeit vollends auf.

Der Anstieg von 24 Spenden in 2019 auf 41 in 2020 (Stand November) am Helios Hanseklinikum Stralsund stimmen die Koordinatorin und Stephan Liebert (Foto rechts), Oberarzt der Anästhesie und Transplantationsbeauftragter, zuversichtlich. Doch das volle Potential ist noch nicht ausgeschöpft.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen der DGFG und dem Klinikum?

Liebert: Frau Schmidt ist sehr kooperativ und erhält die Gewebespende ohne mein erhebliches Zutun am Haus aufrecht. Dabei erweist sich die Verfahrensanweisung zum Spendeablauf als wirkungsvoll, die wir gemeinsam für die Stationen erarbeitet haben.

Schmidt: Zudem stellt mir Dr. Liebert  sein Büro während seiner Abwesenheit zur Verfügung. Vor Ort betreue ich den gesamten Spendeprozess, auch die Entnahmen führe ich selbst durch. Für mich persönlich der spannendste Part.

Was motiviert Sie?

Liebert: Während meiner Tätigkeit als ärztlicher Koordinator bei der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) in Mecklenburg-Vorpommern habe ich viele  Einzelschicksale erlebt. Die Entscheidung für die Gewebespende kann für Angehörige bei all‘ dem Schmerz ein kleiner Hoffnungsschimmer sein. Aus dem Dahinscheiden eines geliebten Menschen kann letztlich etwas Positives entstehen.

Schmidt: Auch das Gespräch mit den Angehörigen eines verstorbenen, potentiellen Spenders kann für die Hinterbliebenen eine Art Trauerarbeit sein. Vor meiner Zeit bei der DGFG war ich als Biologin in der Grundlagenforschung tätig. Obwohl ich das Labor manchmal vermisse, würde ich den Job als Koordinatorin nie wieder eintauschen wollen. Ich bin viel näher an den Menschen und kann unmittelbarer helfen.

Welche Möglichkeiten gibt es am Hanseklinikum, die Gewebespende weiter zu fördern?

Liebert: Wir haben nach wie vor ein Informationsdefizit. Zum einen in der Bevölkerung, zum anderen hier am Haus. Aktuell finden am Hanseklinikum nur Augenhornhautspenden statt. Viel Potential sehe ich in der Gefäßchirurgie, nicht zuletzt wegen der erfahrenen Kollegen.

Voraussetzung dafür ist jedoch, das Thema Gewebespende unter den Kollegen weiter publik zu machen. Auch auf Stationen, die in direktem Patientenkontakt stehen, sollten wir weiterzugehen und sie mit der Gewebespende und den Gegebenheiten am Haus vertraut machen. Dazu kann sicherlich der DGFG Newsletter beitragen, den wir hier den Angehörigen, unseren Patienten und den Mitarbeitern zugänglich machen.

Schmidt: Seit einem Jahr bin ich als Koordinatorin für den Standort Stralsund und das Helios Hanseklinikum verantwortlich. In der Augenhornhautspende haben wir in dieser Zeit viel erreicht, über die Erweiterung unserer Spendeaktivitäten würde ich mich freuen. Insbesondere die Spende von kardiovaskulärem Gewebe interessiert mich sehr.