„Jedes Gespräch ist besonders“

Seit Ende letzten Jahres ist DGFG-Koordinator Patrick Kaufhold am neuen Spendestandort in der Universitätsmedizin Göttingen und konnte bereits mehrere Augenhornhautspenden realisieren. Im Interview erzählt er von sich und seiner Arbeit bei der DGFG.

Wie sieht dein Alltag am neuen Standort in Göttingen aus?

Zuallererst sehe ich morgens die Verstorbenenmeldungen durch und achte insbesondere auf die Faktoren Alter und Todeszeitpunkt. Wenn das erste medizinische Screening keine Besonderheiten zeigt, wie z.B. den Hinweis auf Kontraindikationen wie Infektionskrankheiten oder Leukämie, und alle anderen Bedingungen stimmen, nehme ich Kontakt zu den Angehörigen auf.

Was ist das Besondere an der Arbeit in der Universitätsmedizin Göttingen?

Die Klinik insgesamt ist dem Thema hier sehr offen gegenüber eingestellt. Allen liegt es am Herzen, dass die Gewebespende gut funktioniert. Ich erfahre hier viel Unterstützung, das freut mich.

Was ist für dich bei deiner Arbeit eine besondere Herausforderung?

In meiner Tätigkeit als Koordinator sind die Angehörigengespräche stets eine besondere Herausforderung, da man nie weiß, was einen am anderen Ende des Hörers erwartet. Jedes Gespräch ist besonders. Ich kann mich z.B. an ein Gespräch erinnern, wo es zwar keine Zustimmung gab, die Angehörigen aber sehr dankbar dafür waren, dass sie über diese Möglichkeit informiert wurden. Das hat mich in meiner Arbeit bestätigt.

Was sind deine Ziele?

Ich möchte, dass es hier in der UMG eine gute und reibungslose Zusammenarbeit gibt und dass das Personal und die Patienten über die Gewebespende und die DGFG Bescheid wissen. Und, dass die Klinikmitarbeiter wissen, dass diese Zusammenarbeit nicht mit zusätzlichem Aufwand für sie verbunden ist.

Es ist immer wieder schön, wenn man durch die Angehörigengespräche erfahren kann, dass die Menschen auch tatsächlich ein Interesse daran haben, zu spenden, wenn sie erst einmal von dieser Möglichkeit wissen. Ich freue mich, wenn man sie dann nicht in ihrer Trauer stört, sondern auch auf Interesse der Gewebespende gegenüber stößt. Viele Angehörige wissen gar nicht, dass auch sie eine Entscheidung für den Verstorbenen treffen können, sollte kein Wille zu Lebzeiten geäußert worden sein.

Was sagt dein Umfeld zu deiner Tätigkeit?

Mein Umfeld unterstützt meine Tätigkeit – was nicht heißt, dass alle selbst Gewebe spenden möchten. Doch die meisten finden es gut, dass es Menschen wie mich gibt, die diese Tätigkeit ausüben.

Hast du von der Gewebespende vorher schon einmal gehört?

Von der Gewebespende an sich nicht. Ich wusste aber, auch von meinem Studium in Biomedizinischer Technik, dass Gewebe wie Haut gespendet werden. Mir war aber nicht bewusst, dass z.B. die Hornhauttransplantation die häufigste Transplantation weltweit ist.

Was treibt dich in deiner Arbeit an?

Ich finde es toll, dass ich über meine Arbeit Menschen indirekt helfen kann. Noch gibt es für die Hornhaut keinen Ersatz. Es gibt zum Beispiel künstliche oder tierische Herzklappen, jedoch keine künstliche Hornhaut.

Was machst du gerne in deiner Freizeit?

Zum Ausgleich treibe ich gerne Sport: Ich mache seit einigen Jahre Karate und habe vor kurzem mit Klettern begonnen.

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