„Wie der Blick durch eine schmutzige Fensterscheibe“

Augenhornhautempfängerin Heidi Lotz erzählt, wie das Sehen vor und nach ihrer Hornhauttransplantation gewesen ist.

„Ich bin stolze Mutter zweier Töchter und mittlerweile Oma zweier Enkelkinder im Alter von fünf und drei Jahren. Vor zwei Jahren verstarb mein Mann. Wir waren selbstständig und entwarfen und bauten Messestände. Heute kann ich das Leben wieder in vollen Zügen genießen. Doch bis dahin war es ein langer Weg.

Bereits mit Ende 40 hatte ich Probleme mit meinen Augen. Es gab mal eine Zeit, in der ich dachte zu erblinden. Die Diagnose: Fuchs’sche Endotheldystrophie im Anfangsstadium. Im Laufe der Jahre wurde das Sehen immer schwieriger, besonders bei schlechten Lichtverhältnissen, erhöhter Luftfeuchtigkeit und körperlicher Anstrengung. Meine Hornhaut transportierte das Wasser aus dem Auge nicht mehr ausreichend. Es entstand ein Ödem. Man konnte sich das Sehen wie den Blick durch eine schmutzige Fensterscheibe vorstellen. Mit der Zeit wurde das zur großen Behinderung. Es gibt keine Medikamente, die diese genetisch bedingte Augenerkrankung heilen oder aufhalten können. Es kam zur Degeneration der Endothelzellen im Sehzentrum des rechten Auges. 2007 bekam ich dann auf das rechte Auge eine Hornhaut transplantiert. Ich wechselte zu Prof. Kohlhaas ins St.-Johannes-Hospital nach Dortmund. Bis mein rechtes Auge wieder eine gute Sehfähigkeit hatte, dauerte es mehrere Monate. In Folge des aufgenähten Gewebetransplantats entstand auf meinem rechten Auge eine größere Krümmung (Astigmatismus). Mit einer angepassten Kontaktlinse konnte dieses Problem jedoch gelöst werden. Ich konnte die Welt wieder kontrastreich und bunt erleben. Meine Leselupen wanderten zurück in die Schublade.

Auch das zweite Auge war betroffen

Doch dann das: Nach acht Jahren, Anfang 2014, versuchte mein Körper das transplantierte Gewebe abzustoßen. Das Sehen verschlechterte sich. Das Hornhauttransplantat wurde von meinem Körper nicht mehr ausreichend versorgt. Gleichzeitig entwickelte sich eine Entzündung auf der Hornhaut. Prof. Kohlhaas versuchte mit allen Mitteln und Möglichkeiten die transplantierte Hornhaut zu erhalten. Aber im Jahr 2015 musste eine neue Hornhaut transplantiert werden. Später entwickelte sich auf diesem Auge ein sehr hoher Augeninnendruck. Er setzte mir ein Filter-Kissen ein. Mittlerweile wurde die Situation auch auf dem linken Auge kritisch. Mein Sehen war total eingeschränkt. Lesen war nicht mehr möglich, das Arbeiten am PC eine große Herausforderung. Ich konnte die Menschen auf der Straße nicht mehr erkennen, Autofahren ausgeschlossen. Im Juli 2015 transplantierte Prof. Kohlhaas zur Behandlung der Fuchs’schen Endotheldystrophie am linken Auge eine Hornhautlamelle. In diesem Verfahren wird ein hauchdünnes Gewebetransplantat hinter die vorhandene oberste Schicht der Hornhaut eingesetzt. Leider wurde dieses Gewebetransplantat von meinem Körper nicht angenommen. Die Sehfähigkeit verbesserte sich nicht. Die erwähnten Probleme stellten sich wieder ein.

Treffen auch Sie eine Entscheidung!

Im Oktober 2016 musste Prof. Kohlhaas das Transplantat wieder entfernen und ein neues einsetzen. Die Wartezeit auf die jeweiligen Hornhauttransplantate dauerte nur vier Wochen. Endlich: Mein Körper hat das neue Transplantat angenommen. Das Wasser wird wieder vollständig aus meinem Auge transportiert. Meine Sehfähigkeit besserte sich von Woche zu Woche. Heute sind beide Augen ohne Ödeme. Ich habe keinerlei Behinderungen mehr. Im benötige kaum eine Brille. Ich habe die Leistungen der mikrochirurgischen Augenmedizin als profunde Wissenschaft, exzellentes Handwerk und große Kunst zugleich erlebt und bewundert. Mit Prof. Kohlhaas und seinem Team habe ich einen exzellenten Chirurgen gesucht und gefunden. Ich bin mit großer Dankbarkeit gegenüber den großherzigen Hornhautspendern erfüllt. Hätten Sie sich nicht für eine Hornhautspende nach dem Tod entschieden, könnte ich heute nicht mehr in dem Umfang am Leben teilhaben. Die Gewebespende hat meine Lebensqualität um hundert Prozent verbessert. Denn: Ich habe mein Augenlicht zurück gewonnen! Ich nehme mein Umfeld wieder voll wahr, ohne einen Schleier vor den Augen. Ich kann Lesen, Autofahren, die Schrift auf Verkehrsschildern erkennen. Ich kann wieder alleine verreisen, den PC bedienen, ein Handy benutzen. Wenn ich einkaufe, brauche ich keine Lupe mehr, um die Schrift auf Verpackungen oder Preisschilder zu lesen. Und das größte Glück, ich kann meinen Enkelkindern wieder vorlesen. Treffen auch Sie eine Entscheidung und helfen Sie dabei, dass bedürftige Menschen dank einer Gewebespende wieder am Leben teilhaben können.“

Heidi Lotz ist heute 70 Jahre alt und kann in diesem Jahr zum ersten Mal wieder alleine nach Griechenland reisen.

Heidi Lotz ist heute wieder mobil und kann ihren Alltag ganz normal meistern.

Heute kann sie ihren Enkelkindern wieder vorlesen.