Amnionmembran zeigt verblüffendes Ergebnis in der
Versorgung tiefer Wunden
Prof. inv. Dr. habil. Catarina Hadamitzky ist Ärztin für Plastische und Wiederherstellungschirurgie – spezialisiert über ihre Habilitation auf den Bereich der Ödemerkrankungen, Lymphgefäßmalformationen, Lipödeme, Lymphödeme und Wundversorgung. Im Interview spricht sie über ihre persönlichen Erfahrungen mit Amnionmembran im Bereich der tiefen Wunden.
Wann sind Sie mit der Amnionmembran in Ihrer medizinischen Laufbahn das erste Mal in Berührung gekommen und welche Erfahrungen konnten Sie bisher sammeln?
Ich kannte die Möglichkeiten der Amnionmembran-Anwendung aus meiner Zeit auf der Verbrennungsintensivstation in der Medizinischen Hochschule Hannover. Dort war ich neun Jahre lang tätig. Weitere, sehr positive Erfahrungen in der Anwendung der Amnionmembran konnte ich in der Behandlung tiefer Wundheilungsstörungen sammeln – genauer, bei einer schweren Ödemerkrankung einer meiner Patientinnen. Die Ergebnisse in diesem speziellen Fall waren verblüffend gut.
Welche Rolle spielen Wundheilungsstörungen bei Ödemerkrankungen?
Bei Lymphödem-Patient:innen haben wir bedauerlicherweise häufig Serome und schwere Wundheilungsstörungen. Bei Ödemerkrankungen besteht oft die große Gefahr von Infekten und Sepsis, da das Immunsystem nicht richtig funktionieren kann. Nach Operationen an Lymphgefäßen können sich sogenannte Lymphfisteln bilden: Das sind Verbindungen eines Lymphgefäßes mit der Körperoberfläche, worüber eine kontinuierliche Entleerung von Lymphe über die Haut erfolgt. In diesem Bereich der Lymphfisteln entwickeln sich oft schwere Wundheilungsstörungen, die eine reelle Infektionsgefahr darstellen. Bei derart tiefen Wunden erfolgt die Heilung oft nur äußerst langsam, da das Wundgebiet aufgrund der großen Mengen an Flüssigkeit, die sich ständig aus der Wunde heraus entleeren, sehr feucht ist.
Was bedeutet das für die Patientenversorgung?
In der heutigen Gesellschaft und medizinischen Versorgung muss alles sehr schnell gehen und idealerweise ambulant ablaufen. Jedoch haben wir in der Behandlung tiefer Wunden das Problem, dass die Abheilung des Körpers nur sehr langsam eintritt. Das ist insbesondere bei der Wundregeneration bei Ödemerkrankungen der Fall. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Patientinnen und Patienten monatelang mit offenen Wunden leben müssen. Das ist wiederum mit sehr hohen Kosten verbunden, da diese Patientinnen und Patienten zum Teil infektbedingt intensivpflichtig werden. Da können die Kosten schnell eine sechsstellige Summe erreichen.