Augenärzte kommen zum Thema Hornhauttransplantation im Braunschweiger
„Die Entwicklungen in der Hornhautmedizin sind rasant, so auch im Feld der Hornhauttransplantation, die Patienten mit Erkrankungen, Verletzungen oder Entzündungen der Augenhornhaut als Ultima Ratio vor einer Erblindung bewahrt“, erklärt Augenarzt und Experte für Hornhauttransplantationen Dr. Erik Chankiewitz. Pro Jahr werden nach Angaben der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft rund 9.000 Hornhauttransplantationen[1] in Deutschland durchgeführt. „Seit rund 15 Jahren transplantieren wir Augenärzte oft nur noch eine dünne Schicht der Augenhornhaut. Diese sogenannten lamellären Verfahren machen inzwischen mehr als zwei Drittel der Hornhauttransplantationen aus. Ihr Vorteil: Patienten kann immer früher zu besserem, klarerem Sehen verholfen werden, was ihren Alltag erheblich erleichtert. Autofahren, Einkaufen, das Lesen von Preisschildern oder der Tageszeitung werden wieder möglich.“
Städtisches Klinikum Braunschweig arbeitet eng mit der DGFG in der Gewebespende zusammen
Voraussetzung für diese Therapieoption für schwer augenkranke Patienten ist und bleibt die Spende der Augenhornhaut von Verstorbenen im Rahmen der Gewebespende. Auch darum kümmert sich die gemeinnützige DGFG mit einem Team von über 50 Koordinatoren deutschlandweit – so auch in Braunschweig. Die DGFG konnte im letzten Jahr 68 Gewebespenden im Städtischen Klinikum Braunschweig an den Standorten Cellerstraße und Salzdahlumer Straße durchführen und dadurch mehrere Patienten in Deutschland mit einem Hornhauttransplantat versorgen. Ziel der Kooperation ist es, die Anzahl an Gewebespenden zukünftig weiter zu erhöhen, um Wartezeiten auf eine Spenderhornhaut weiter verringern und mehr Patienten mit einer schweren Augenhornhauterkrankung oder -verletzung helfen zu können. Insgesamt gingen bei der DGFG aus dem Braunschweiger Klinikum über 1.500 Spendermeldungen ein. Nicht alle Verstorbenen kommen für eine Gewebespende in Frage. Ausschlussgründe sind unter anderem übertragbare Krankheiten und Infektionen, darunter auch COVID-19. Insgesamt führte das Team der DGFG 202 Gespräche mit Angehörigen. Dabei informieren Koordinatoren die Angehörigen sensibel über die Möglichkeit einer Gewebespende. Offene Fragen können auch mit Ärzten der DGFG geklärt werden. Die Zustimmungsquote zur Gewebespende lag im Klinikum Braunschweig in 2021 bei 34,7 Prozent. Den Großteil bildet mit 64 Spenden die Entnahme der Augenhornhaut. Sechsmal wurde im Rahmen der 68 Gewebespenden auch das Herz und Blutgefäße entnommen. Trotz stetigen Ausbaus des Spendenetzwerkes und insgesamt 2.897 realisierten Gewebespenden in 2021 in Deutschland, hat auch die DGFG noch immer mit einem Mangel an Augenhornhäuten zu kämpfen. Im vergangenen Jahr konnte die DGFG insgesamt 4.145 Patienten mit einer Augenhornhaut versorgen. Aktuell kann die DGFG als größte Gewebespendeeinrichtung in Deutschland nur ca. 70 Prozent aller Anfragen aus den Kliniken mit einem Augenhornhauttransplantat bedienen. Das sind noch immer zu wenig.
Entscheidung zu Lebzeiten sorgt für Klarheit im Trauerfall
Im Gegensatz zur Organspende, die an den unumkehrbaren Hirnfunktionsausfall („Hirntod“) gebunden ist, ist eine Gewebespende auch nach Herz-Kreislauf-Versterben möglich – im Falle der Augenhornhautspende bis zu 72 Stunden nach dem Tod. Eine Verbesserung der Situation in der Gewebespende erfordert Aufklärung und Sensibilisierung der Bevölkerung. Wichtig ist, dass Menschen möglichst schon zu Lebzeiten eine Entscheidung für oder gegen eine Gewebespende treffen. Ist der Wille der Verstorbenen bekannt, erleichtert das die Angehörigen in der Entscheidungsfindung. Nach der Entnahme werden die Spenden in einer Gewebebank im Netzwerk der DGFG aufbereitet, unter anderem in der Gewebebank am Klinikum Braunschweig, die seit vielen Jahren mit der DGFG zusammenarbeitet. Die Vermittlung der Gewebe an die Transplantationszentren erfolgt anhand einer bundeseinheitlichen Warteliste über die zentrale Vermittlungsstelle der DGFG in Hannover.
Städtisches Klinikum Braunschweig gGmbH
Mit 1.475 vollstationären Planbetten sowie 24 teilstationären Planbetten und 4.274 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Krankenhaus (fast 5.000 inkl. Tochtergesellschaften) ist das Klinikum Braunschweig eines der größten Arbeitgeber in der Region. Es versorgt als Krankenhaus der Maximalversorgung auf universitärem Niveau die Region Braunschweig mit rund 1,2 Millionen Einwohnern.
Mit 21 Kliniken, 10 selbständigen klinischen Abteilungen und 7 Instituten wird nahezu das komplette Fächerspektrum der Medizin abgedeckt. Pro Jahr werden mehr als 65.000 Patienten stationär und rund 200.000 ambulant behandelt.
Drei Standorte gehören zum Städtischen Klinikum:
- Klinikum Holwedestraße
- Klinikum Salzdahlumer Straße
- Klinikum Celler Straße
und das Ambulante Rehabilitationszentrum in der Nîmes Straße.
Das Klinikum hat einen Umsatz von rund 360 Millionen Euro pro Jahr. Als bedeutender Auftraggeber für Bau- und Instandhaltungsmaßnahmen, Investitionen bei Geräten und IT sowie sonstigen Dienstleistungen vergibt es Aufträge im Umfang von über 80 Mio. Euro jährlich.
Die DGFG
Die DGFG ist eine unabhängige, gemeinnützige Gesellschaft, die seit 1997 die Gewebespende und -transplantation in Deutschland fördert. Auf der Basis des Gewebegesetzes von 2007 sind alle Tätigkeiten und Ablaufprozesse der Gewebespende gesetzlich geregelt. Für alle Gewebezubereitungen gilt das Handelsverbot. Im Netzwerk der DGFG kooperieren zahlreiche Universitätskliniken, kommunale und konfessionelle Krankenhäuser, aber auch große Klinikverbünde. Sie alle unterstützen die Gewebespende durch die Meldung möglicher Gewebespender und nehmen so ihre gesellschaftliche Verantwortung für die Versorgung der betroffenen Patienten wahr. Gesellschafter sind das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, das Universitätsklinikum Leipzig, die Medizinische Hochschule Hannover, die Universitätsmedizin Rostock sowie das Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum Neubrandenburg.
[1] Mehr als 9.000 Augenhornhauttransplantationen pro Jahr in Deutschland (Juni 2021). Zugriff unter https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124448/Mehr-als-9-000-Augenhornhauttransplantationen-pro-Jahr-in-Deutschland
Kristin Kleinhoff, M.A.
0511 563 559 34
0151 414 000 51