Ein Job – viele Gesichter

Ein Großteil unserer Gewebespendekoordinator:innen (GSK) haben ein Studium mit biologischem Schwerpunkt absolviert – und doch gestalten sie ihren Weg im Unternehmen ganz individuell. Einige sind seit vielen Jahren Teil des Teams, andere haben sich zudem auf zusätzliche Aufgabenbereiche spezialisiert. Schulungen, Feedback und kontinuierliches Training gehören für alle selbstverständlich zum Arbeitsalltag, denn die Anforderungen sind ebenso vielfältig wie die Menschen, die diese wichtige Arbeit ausführen.

Administrative Regionalleitung – eine neue und verantwortungsvolle Position

Christine Riege ist studierte Biologin und arbeitet seit fast 15 Jahren als Koordinatorin. Vor rund eineinhalb Jahren übernahm sie die Position der administrativen Regionalleitung (aRL). Als eine von zwei aRLs für die Region Ost trägt sie nun Verantwortung für das Team und die Standorte. Ihre Rolle erfordert ein tieferes Verständnis für die Abläufe innerhalb der DGFG, insbesondere im Personalmanagement und in der Entwicklung der Region.

„Gerade der Übergang von der Kollegin zur Leitung war herausfordernd. Dieser Spagat zwischen Nähe und Verantwortung ist mir anfangs schwergefallen. Ich möchte nicht von oben herab Anweisungen erteilen, sondern mich gut in die Situation der anderen hineinversetzen. Das ist auch das Schöne daran, aus der Position der GSK zu kommen: Ich kann mich gut in die Lage meiner Kolleg:innen versetzen. Mir ist es wichtig, feinfühlig zu sein und zu hinterfragen, warum etwas nicht läuft.

Wo setzt man seinen Fokus: auf die Entwicklung des Personals oder auf die der Kliniken? Gleichzeitig stellt sich die Frage: Wie entwickelt man die Region weiter? Wie kommt man gut voran? Braucht man weitere Mitarbeitende – oder nicht?

Durch meine neue Funktion habe ich ein stärkeres Bewusstsein für die Prozesse innerhalb der DGFG entwickelt. Dabei spielt das Personalmanagement eine tragende Rolle. Jede bzw. jeder Einzelne braucht andere Unterstützung und Gespräche. Genau deshalb ist es entscheidend, dem Team mit großer Empathie zu begegnen.”

„Es dauert etwa ein Jahr, bis man einen routinierten Ablauf verinnerlicht hat.“

Seit genau zwei Jahren arbeitet Jan Bischofs als Gewebespendekoordinator am Standort Dortmund. Er hat seinen Masterabschluss in Biologie absolviert, bevor er auf die Stellenausschreibung der DGFG aufmerksam geworden ist. Ihm gefällt die „Detektivarbeit” an dem Job. Oft gilt es herauszufinden, welche Krankheitsgeschichte die Verstorbenen haben und ob es Kontraindikationen zu identifizieren gibt, die eine Spende verhindern können.

„Zu Beginn meiner Einarbeitung lag der Fokus zunächst auf dem Erlernen der Kerntätigkeit, also der Augenhornhautspende. Die E-Learning-Kurse mit Quizzen, die Einarbeitungsformulare und die Präsentationen fand ich dabei sehr hilfreich. Nach circa drei Monaten hatte ich den offiziellen Teil der Einarbeitung abgeschlossen. Die Hauptpunkte bestanden aus der Abwicklung des Blutversands, dem Versand von Geweben und der ordnungsgemäßen Vor- und Nachbereitung einer Spende. Man lernt aber natürlich nie aus.

Es dauert etwa ein Jahr, bis man einen routinierten Ablauf verinnerlicht hat. Dazu gehört die gute Planung eines Tages mit vielen Entnahmen sowie der Umgang mit Angehörigen, Bestattungsinstituten und Klinikpersonal. Es gibt viele verschiedene Kontakte, mit denen unterschiedlich kommuniziert werden muss.

Die Angehörigengespräche machen mir am meisten Spaß. Die erste Spende ohne meine Mentorin war sehr aufregend, zumal es sich um einen komplizierten Fall handelte. Am Ende verlief aber alles gut und ich dachte: ‚Wenn ich das alleine hinbekomme, schaffe ich die anderen Spenden auch.‘“

Von der Entnahme bis zur Gewebeprozessierung: „Das eine funktioniert nicht ohne das andere“

Gestartet als Koordinatorin in Greifswald, ist Steffi Mahnhardt nun seit zehn Jahren für die DGFG tätig. Durch eine zweijährige Zusatzausbildung erweiterte sie ihr Wissen um die Arbeit in der Hornhautbank. Zudem engagiert sie sich als Mentorin und begleitet neue Mitarbeitende.

„Vor zehn Jahren entdeckte ich die Ausschreibung als GSK für Greifswald. Ich hatte gerade mein Biologiestudium abgeschlossen, war auf Jobsuche und wollte mit Kind und Familie gerne einen unbefristeten Vertrag – raus aus der Wissenschaft, wo das leider nicht möglich ist. So bin ich bei der DGFG gelandet. 2020 begann ich die zweijährige Zusatzausbildung für die Arbeit in der Hornhautbank. Ich bin sehr glücklich, dass ich durch diese Qualifikation die Spenden vom Anfang bis zum Ende begleiten kann.

Als Koordinatorin sieht man den Menschen, der einmal gelebt hat. In der Bank kommt dann ein Teil dieses Menschen an, der später als Transplantat gesehen wird. Es ist erstaunlich, dass etwas so Emotionales plötzlich ein hochreguliertes Arzneimittel ist. Ich achte sehr darauf, dass die Wertschätzung bestehen bleibt.

Mir gefällt an meiner Arbeit in zwei Rollen das Zusammenspiel der Aufgaben. Das eine funktioniert ohne das andere nicht. Ich bin froh, dass ich beides machen kann. Seit einem Jahr bin ich auch Mentorin und arbeite neue Koordinator:innen ein. Es ist schön, sie auf ihrem Weg begleiten zu dürfen.“

Schulungen zur Gesprächsführung: Lernen durch Üben und Austausch

Kevin Kowalewski ist einer von vier Koordinator:innen im Kommunikationsteam. Seit etwa zwei Jahren gestaltet er gemeinsam mit ihnen die Basisschulungen für neue Mitarbeitende sowie die Aufbauschulungen. Kommunikation ist ein zentrales Thema im Arbeitsalltag aller GSK – insbesondere in Gesprächen mit Angehörigen. Auch nach vier Jahren Berufserfahrung nimmt er aus Übungsgesprächen weiterhin wertvolle Impulse für seine eigene Arbeit mit.

„Diese Schulungen bereiten wir sorgfältig vor. Wir überlegen uns, wie wir alles so strukturieren, dass es in zwei Tage passt. Ein Schulungstag ist lang und es gibt viel Input. Dabei achten wir darauf, dass alles reibungslos läuft, alle einbezogen werden und das Ganze in geordnete Bahnen gelenkt wird. Idealerweise soll es auch Spaß machen! Wir überlegen uns Themen für Vorträge, Übungen und Gruppenarbeiten.

In den ergebnisoffenen Gesprächen geht es immer um eine Entscheidung für oder gegen eine Spende.Ohne eine Entscheidung und letztlich ohne Zustimmung kann keine Gewebespende stattfinden. Die Gesprächsteile, die wir jedes Jahr durchführen, bilden daher die wichtigste Basis der Schulungen. Wir stellen eine Gesprächssituation nach, zeichnen alles auf und besprechen es anschließend gemeinsam. Die Gespräche finden auf einem sehr hohen Niveau statt, das soll auch so bleiben.

In den Schulungen spielen wir die Angehörigengespräche nach, wobei wir Schulungsleiter:innen die Rolle der Angehörigen übernehmen. Das sind dann echte Gesprächssituationen, die teilweise richtig schön und oft auch sehr empathisch sind. Aus fast jedem Gespräch kann man ein oder zwei Sätze mitnehmen, die man selbst gerne einmal verwenden würde, weil sie einfach sehr gut formuliert sind.”

Schulung und Training bei der DGFG

Die DGFG verfolgt ein umfassendes Schulungs- und Weiterbildungskonzept als zentralen Bestandteil der Qualitätssicherung in der Gewebespende und -prozessierung. Alle Mitarbeitenden absolvieren verpflichtende Schulungen – darunter eine Basisschulung für neue Kolleg:innen sowie regelmäßige Aufbauschulungen zu Themen wie Recht, Ethik, Datenschutz und Arbeitssicherheit. Ergänzt wird das Angebot durch bereichsübergreifende Schulungen und Kommunikationstrainings.

Neben klassischen Formaten wie Gruppenschulungen oder Workshops nutzt die DGFG eine digitale Lernplattform (E-Learning), die fest in die Einarbeitungspläne integriert ist. Erfahrene Koordinator:innen begleiten neue Mitarbeitende als Mentor:innen in ihrer Region. Ein jährlicher Workshop zur Gewebeprozessierung fördert den interdisziplinären Austausch im Gewebebankennetzwerk.