Amnion in der Wundversorgung

Eine Anwendung von Amnion kann eine schnellere Wundheilung, weniger Verbandswechsel, Schmerzlinderung, reduzierte Narbenbildung und Wundsekretabgabe und insgesamt eine einfache Anwendung ermöglichen.

Symbolfotos

Aufgelegt wie ein Pflaster, kann die aus der Plazentaspende gewonnene Amnionmembran chronische Wunden zur Heilung anregen. Mehr als 2.000 Amniontransplantate wurden in 2020 von der DGFG vermittelt. Quelle: DGFG

Einsatzgebiete

Die Wundversorgung mit Amnion ist nicht neu: Eine breite, wissenschaftlich fundierte Daten- und Informationsbasis belegt seit Jahrzehnten die enorme Wundheilungskraft dieser Membran.

bei chronischen Wunden und Wundheilungsstörungen
z. B. dem Diabetischen Fußsyndrom
als temporärer Hautersatz
bei Verbrennungen oder Verbrühungen
in der gynäkologischen Chirurgie
(Uterus und Vagina)
in der Mund-Kiefer-Chirurgie
z. B. zur Vorbereitung einer Zahnimplantation
in der Augenheilkunde

Bei einer absoluten Stagnation der Wundheilung und fehlenden Therapieoptionen ist das Amnion wie eine Art Booster, welches die Wunde zur besseren Selbstheilung anregen soll. Dort sehe ich den Wert des Amnions. So würde ich es auch weiter einsetzen, beispielsweise auch unter einer konservativen Wundauflage.

Prof. Dr. med. Hans-Oliver Rennekampffleitet seit 2018 die Plastische Chirurgie, Hand- und Verbrennungschirurgie am Rhein-Maas Klinikum

Es zeigt sich einmal mehr, dass die Natur hier eine perfekte Lösung gefunden hat. Denn die Amnionmembran befindet sich zwischen zwei an sich fremden Immunsystemen: das von Mutter und Kind. Sie führt daher zu keiner Abstoßungreaktion oder Unverträglichkeit bei Patientinnen und Patienten.

Dr. rer. nat. Nicola HofmannForschung und Entwicklung für die DGFG

Amnion – was ist das?

Die Amnionmembran ist die dünne, innere Eihaut der Fruchtblase, die den Embryo umhüllt und dabei wichtige Funktionen für die Versorgung erfüllt. Sie wird aus der mütterlichen Plazenta gewonnen. Hierbei handelt es sich um eine Lebend-Gewebespende. Voraussetzungen für die Plazentaspende sind eine geplante Kaiserschnittgeburt und die Einwilligung der Mutter nach einer umfangreichen Aufklärung und gesundheitlichen Untersuchung.

Anders als Organe werden Gewebe nicht unmittelbar transplantiert, sondern zunächst von geschultem Personal in spezialisierten Gewebebanken zu Transplantaten aufbereitet. Abhängig von der erforderlichen Transplantatgröße können in der Regel aus einer Plazentaspende mehrere Amniontransplantate gewonnen werden, so dass eine Vielzahl an Patient:innen behandelt werden kann.

Forschung zu Amnion

Vermeidung von Narbenbildung und häufigen Verbandswechseln
schmerzreduzierende Wirkung
beschleunigter Wundheilungsprozess
steriles und sicheres Naturprodukt
vom Paul-Ehrlich-Institut genehmigte Gewebezubereitung

Behandlung mit Amnion

Die Behandlung mit Amnion ist unkompliziert: Nach Reinigung der Wunde wird die Amnionauflage unter sterilen Bedingungen auf die betroffene Stelle gelegt. Das Trägermaterial, auf dem die Membran haftet, wird vorsichtig mit einer Pinzette gelöst und abgezogen. Abschließend ist eine zweite Abdeckung zu wählen.

Amnion für meine Wunde: Was muss ich tun?

Sprechen Sie Ihre behandelnde Ärztin oder Ihren behandelnden Arzt auf eine mögliche Behandlung mit Amnion an. Über die zentrale Vermittlungsstelle der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) kann eine Amnionmembran zur Wundauflage bestellt werden: 0511 563 559 30 oder vs@gewebenetzwerk.de.

Vermittlung von Transplantaten

Deutscher Wundpreis 2021

Bei seit Jahren an chronischen Wunden leidenden Patient:innen führte die Auflage der hauchdünnen Membran meist innerhalb weniger Wochen zu einer vollständigen Heilung. Dieser Behandlungserfolg, das Resultat einer Zusammenarbeit zwischen Prof. Rennekampff vom Rhein-Maas Klinikum und der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG), wurde im Rahmen des Deutschen Wundkongresses 2021 mit dem deutschen Wundpreis ausgezeichnet.

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