Kornea- und Gewebebank Schwerin nimmt zweiten Reinraum in Betrieb

DGFG und Helios Kliniken Schwerin treiben Versorgung mit Amnion- und Hornhauttransplantaten in Deutschland voran.

Schwerin, 25.09.2018 – Es kann losgehen: Die Kornea- und Gewebebank Schwerin nimmt den Betrieb in ihrem neuen und damit zweiten Reinraum auf. Fortan können Augenhornhaut- und Amnionspenden getrennt voneinander in qualifizierten Reinräumen zu Transplantaten aufbereitet werden. Auch die zuständige Landesbehörde, das Landesamt für Gesundheit und Soziales Mecklenburg-Vorpommern, hat bereits grünes Licht gegeben. Zukünftig können in Schwerin dadurch noch mehr Gewebespenden präpariert und an Patienten in MV und darüber hinaus vermittelt werden.

Die Präparation einer Plazenta, aus der die Amnionmembran gewonnen werden kann, ist ein aufwändiger und langer Prozess. Für die Präparation einer Plazenta werden im Durchschnitt vier Stunden benötigt. Hinzukommt noch die Reinigung des Raumes, die zu jeder Präparation am Ende dazugehört. Mit dem zweiten Reinraum können jetzt auch Hornhautspenden unabhängig von der Amnionspende prozessiert werden. Das Qualitätsmanagement (QM) der DGFG begleitete den gesamten Umbau und führte die abschließende Qualifizierung des Reinraumes durch. Das QM gewährleistet, dass alle Prozesse, die die Qualität und Sicherheit der Gewebe und Gewebezubereitungen berühren, unter kontrollierten Bedingungen stattfinden. Gewebe sind seit Inkrafttreten des Gewebegesetzes 2007 ein Arzneimittel. Alle Gewebebanken in Deutschland unterliegen daher der Aufsicht der jeweiligen regionalen Arzneimittelüberwachungsstelle.

Gemeinsam stark für eine bundesweite Patientenversorgung

Zum 1. März 2006 gründeten die Helios Kliniken Schwerin und die DGFG die Kornea- und Gewebebank Schwerin als gemeinnützige Gesellschaft. Sie entschieden sich bewusst für den Aufbau einer modernen und zukunftsweisenden Gewebebank am Standort in Mecklenburg-Vorpommern. „Ziel ist nach wie vor die Verbesserung der Patientenversorgung mit Augenhornhäuten und Amnionpräparaten – in MV und darüber hinaus. Der Bau eines weiteren Reinraumes ist dafür ein wichtiger Schritt“, sagt Thomas Rupp, Geschäftsführer der Helios Kliniken Schwerin. Seit 2005 konnte die Kornea- und Gewebebank Schwerin über 5.000 Augenhornhäute zur Transplantation abgeben. „Die Wartezeit auf ein Transplantat ist in den vergangenen zehn Jahren von mehr als sechs Monaten auf wenige Wochen zurückgegangen“, so DGFG-Geschäftsführer Martin Börgel.

Jedes zweite Amniontransplantat in Deutschland kommt aus Schwerin

Seit 2008 bereitet die Kornea- und Gewebebank Schwerin neben Augenhornhaut- auch Amnionspenden zur Transplantation vor. Die Amnionspende ist eine Lebend-Gewebespende. Voraussetzung sind eine geplante Kaiserschnittgeburt und die Einwilligung der Mutter. Die Amnionmembran verfügt über besondere wundheilungsfördernde sowie schmerzreduzierende Eigenschaften. Ärzte wenden Amniontransplantate daher z. B. zur Behandlung von oberflächlichen Defekten der Bindehaut und der Hornhaut des Auges an. Im Juli 2017 erhielt die DGFG über das Paul-Ehrlich-Institut eine Indikationserweiterung zur erweiterten Anwendung: Die DGFG darf seitdem Amniontransplantate auch in die gynäkologische Chirurgie, Mund-Kiefer-Chirurgie sowie als temporären Hautersatz bei thermischen Verletzungen und Wundheilungsstörungen vermitteln. Die zentrale Vermittlungsstelle der DGFG konnte im letzten Jahr 1.441 Amniontransplantate an Zentren in ganz Deutschland abgeben. Da Amniontransplantate kryokonserviert, d. h. bei mindestens -60 Grad Celsius tiefgefroren werden, können Kliniken diese auch in entsprechenden Gefrierschränken bis zu einem Jahr nach Herstellung lagern. Mittlerweile kommt die Hälfte der in Deutschland transplantierten Amnionpräparate aus der Kornea- und Gewebebank Schwerin.

Zur DGFG

Die DGFG ist eine unabhängige, gemeinnützige Gesellschaft. Von 1997 bis 2007 realisierte sie noch als Tochter der DSO als gemeinnützige Gesellschaft für Gewebetransplantation (DSO-G) die Gewebespende. Mit Inkrafttreten des Gewebegesetzes 2007 kam es zur räumlichen und rechtlichen Trennung von der DSO und zur Gründung der DGFG. Die DGFG ist die einzige Einrichtung, die bundesweit die Gewebespende organisiert – so auch in Mecklenburg-Vorpommern. Allein sechs der insgesamt 46 Gewebespendekoordinatoren arbeiten an den Standorten Rostock, Greifswald, Schwerin und Neubrandenburg. Getragen wird die DGFG von vier Universitätskliniken sowie einem Diakonie-Klinikum: der Medizinischen Hochschule Hannover, der Universitätsmedizin Rostock, den Unikliniken Dresden und Leipzig sowie dem Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum Neubrandenburg. Hauptsitz der DGFG ist in Hannover. Unter den zwölf Gewebebanken im Netzwerk befinden sich drei in MV: die DGFG-eigene Cornea Bank Rostock, die Kornea- und Gewebebank Schwerin, getragen von der DGFG und den Helios Kliniken Schwerin, sowie die universitäre Hornhautbank Greifswald.

Neuer Reinraum in der Kornea- und Gewebebank Schwerin, Quelle: DGFG

Kristin Becke, M.A.

Kristin Becke, M.A.

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