Augenklinik Sulzbach und DGFG: Gemeinsam aktiv für Patienten im Saarland
160 Hornhauttransplantationen im Saarland! Ein Jahr Gewebespende im Knappschaftsklinikum Saar! Die Gewebespende in Sulzbach im Saarland hat sich im ersten Jahr des Bestehens der Knappschafts-Gewebebank Saar erfolgreich entwickelt. Die Gewebebank an der Augenklinik Sulzbach hat zudem im Oktober eine wichtige Genehmigung des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) bekommen. Sie darf seitdem neben herkömmlichen auch vorpräparierte Hornhauttransplantate für DMEK bundesweit an Patienten vermitteln.
Hornhautspende braucht Anlaufzeit
Mit insgesamt 160 Augenhornhäuten hat die DGFG im Jahr 2016 in etwa genauso viele Hornhauttransplantate an Patienten im Saarland vermittelt wie im Vorjahr. Weiterhin hat die DGFG 14 Amnionmembranen, 2 Blutgefäße und 4 Herzklappen ins Saarland abgegeben. Insgesamt haben im vergangenen Jahr elf Menschen im Einzugsgebiet der Sulzbacher Klinik ihre Gewebe nach dem Tod gespendet. „Ein neues Spendeprogramm braucht immer erst eine Anlaufzeit, um überall im Krankenhaus und in der Region bekannt zu werden“, sagt Martin Börgel, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG). So werden für 2017 deutlich mehr Spenden in der Region erwartet.
Voraussetzung für jede Transplantation ist die Gewebespende eines verstorbenen Menschen. „Fast jeder in einem Krankenhaus Verstorbene kann seine Augenhornhaut spenden“, sagt Börgel. Pro Jahr transplantieren Ärzte in Deutschland nach Informationen der DGFG etwa 6.000 Hornhäute. Die gemeinnützige Gesellschaft hat 2016 bundesweit über 3.000 Hornhäute an Patienten abgegeben. Mehr als die Hälfte der Operationen sind inzwischen lamelläre Transplantationstechniken, vor allem die DMEK.
Liquid-Bubble-Technik weitere Innovation der Augenklinik Sulzbach
„Bei der DMEK-OP muss der Arzt, im Gegensatz zur kompletten Hornhauttransplantation, nur eine ultradünne Schicht der Augenhornhaut ersetzen“, erklärt Chefarzt Szurman. Bisher präparieren Ärzte die Transplantate erst unmittelbar vor dem Eingriff im OP. „Dabei bestand aber immer die Gefahr, dass die Hornhaut einreißt“, sagt Börgel. Die DMEK-OP weist deutliche Vorteile gegenüber einer herkömmlichen Hornhauttransplantation auf. „Bei der von uns entwickelten Liquid-Bubble-Technik trennen wir die ultradünne Hornhautschicht mittels einer eingespritzten Flüssigkeit äußerst schonend schon in der Gewebebank ab“, sagt Professor Szurman. „Die Patienten können häufig schon nach einer Woche wieder besser sehen, eine zusätzliche Naht entfällt und auch das Risiko der Abstoßung ist deutlich geringer“. Bei einer normalen Hornhauttransplantation dauere es oft über ein Jahr, bis der Patient wieder gut sehen kann. Die Sulzbacher Augenklinik ist zudem bundesweit Vorreiter, was die Ausbildung von Augenärzten in neuen Transplantationstechniken betrifft.
Die Knappschafts-Gewebebank Saar und die DGFG-Gewebebank Hannover sind die derzeit einzigen Einrichtungen in Deutschland, die in der Gewebebank vorbereitete Hornhautlamellen für DMEK anbieten. „Die Erlaubnis der lokalen Behörde für die Aufbereitung von gespendeten Augenhornhäuten liegt bereits seit Juni 2016 vor“, sagt Professor Peter Szurman, Chefarzt der Augenklinik. „Damit können wir durchstarten und jede Anforderung an Hornhauttransplantate erfüllen.“ Die Knappschafts-Gewebebank Saar verfügt über eine der modernsten Reinraumanlagen in Deutschland. Die Hygienestandards sind deutlich höher als vom Gesetzgeber gefordert. Der Ausbau der Gewebebank und alle Zulassungsverfahren erfolgten gemeinsam mit der DGFG.
Bedarf an Hornhauttransplantaten könnte gedeckt werden
„Wir könnten den Bedarf in Deutschland komplett aus nationalen Spendeprogrammen decken“, betont Börgel. Dazu bedarf es einer optimalen Organisation und Zusammenarbeit aller Beteiligten. Allein im Saarland versterben pro Jahr mehr als 10.000 Menschen. „Würden nur fünf Prozent der Verstorbenen einer Augenhornhautspende zustimmen, könnten wir Patienten noch schneller versorgen.“ Derzeit beträgt die Wartezeit auf ein Hornhauttransplantat wenige Wochen. Vor zehn Jahren mussten sich Patienten oft noch bis zu einem Jahr auf eine Transplantation gedulden. „Durch den steten Ausbau des DGFG-Netzwerks haben wir die Wartezeit deutlich verringert“, sagt Börgel. Allerdings kann es durch spezielle Anforderungen, zum Beispiel für bestimmt Operationstechniken, in seltenen Fällen auch zu einer längeren Wartezeit kommen. Um noch mehr Patienten mit einer Gewebespende helfen zu können, arbeitet die DGFG mit weiteren Knappschaftskrankenhäusern auch in Nordrhein-Westfalen zusammen.
Die DGFG ist eine unabhängige, gemeinnützige Gesellschaft, die seit 1997 die Gewebespende und -transplantation in Deutschland fördert. Die DGFG hat seitdem ein bundesweites Netzwerk zahlreicher deutscher Kliniken, Gewebebanken und transplantierender Einrichtungen aufgebaut. Jede medizinische Einrichtung in Deutschland kann Gewebe von der DGFG beziehen. Gesellschafter sind vier Universitäten – Anstalten des öffentlichen Rechts: das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, das Universitätsklinikum Leipzig, die Medizinische Hochschule Hannover sowie die Universitätsmedizin Rostock. Mehr als 60 Krankenhäuser unterstützen das Netzwerk der DGFG durch die Meldung möglicher Gewebespender.