Berufseinstieg Gewebespendekoordination:

Schritt für Schritt ins neue Aufgabenfeld

Seit März 2025 ist Lara Behrens Teil der DGFG – als Gewebespendekoordinatorin am Standort Hannover. Schon am ersten Tag begleitete sie eine Gewebespende und wurde Schritt für Schritt an die vielfältigen Aufgaben herangeführt. Besonders die anfangs herausfordernden Tätigkeiten, wie der enge Kontakt zu Angehörigen und die Arbeit am Verstorbenen, sind für sie inzwischen zu den wichtigsten und liebsten Teilen ihres Jobs geworden. Im Interview erzählt sie, wie sie in ihre neue Rolle hineingewachsen ist.

Wie bist Du auf die DGFG aufmerksam geworden und warum hast Du Dich beworben?

Während meiner Masterarbeit saß ich im gleichen Bürogebäude wie die DGFG und habe die Tür schon ein paar Mal gesehen. Nachdem ich mit dem Master fertig war, habe ich euch gegoogelt und recherchiert, was ihr macht, fand das Thema interessant und habe mich beworben. Ich habe im Bachelor Biologie an der Leibniz Uni Hannover und im Master Biomedizin an der MHH studiert. Nach dem Studium habe ich mich bewusst gegen Forschung entschieden, weil ich lieber etwas Praktischeres machen wollte.

Wie hast Du Dir die Arbeit vor Deinem Start vorgestellt?

Aus der Stellenausschreibung wusste ich grob, was auf mich zukommt. Mir war schon bewusst, dass es koordinative Arbeit ist. Ich dachte man screent viel und dass man sich mit medizinischen Daten auseinandersetzen muss, was auch der Fall ist.

Mir war aber tatsächlich nicht klar, dass man so eng mit den Angehörigen in Kontakt tritt, so zeitnah nach Versterben anruft oder dass man auch so nah am Verstorbenen arbeitet – das ist aber jetzt das, was ich mit am besten finde.

Wie verlief die erste Zeit der Einarbeitung?

Wenn ich morgens ins Büro gekommen bin, kam sofort jemand auf mich zu und hatte einen Plan, was heute gemacht wird. Am ersten Tag war ich bereits auf der ersten Spende. Es hatte sich zufällig ergeben, dass eine Zustimmung vorlag. Ich habe die Entnahme natürlich nicht selbst durchgeführt, sondern habe zugeschaut. Ich fand es sehr spannend, dass es direkt losging. Ich konnte zu vielen Spenden mitfahren und mir den Ablauf anschauen, bevor ich selbst eine Spende durchgeführt habe. Ich durfte allen GSK ganz genau auf die Finger schauen. Ich habe auch viele Angehörigengespräche zunächst nur mit angehört. Das war besonders am Anfang sehr hilfreich, weil man das noch nie gemacht hat. Für diesen Job gibt es keine Ausbildung, das heißt, man kann diese Erfahrung sonst nirgendwo sammeln.

Bis zum ersten Gespräch hat es ein bisschen gedauert, weil ich davor auch großen Respekt hatte. Man weiß nie so genau, wie die Angehörigen am Telefon reagieren, wie es ihnen gerade in dem Moment geht. Die Angehörigen waren bei meinem ersten Gespräch sehr freundlich. Es war keine Spende gewünscht, sie wussten im Vorhinein von der Möglichkeit zur Gewebespende und haben sich darüber unterhalten, die Entscheidung war sehr klar. Danach war mir die Nervosität für die nächsten Gespräche genommen.

Gibt es auch theoretische Inhalte, die Du lernen musstest?

Ich habe verschiedene E-Learning-Kurse absolviert, die auch Bildmaterial zu unterschiedlichen Spenden enthalten. Das anzuschauen war für mich sehr hilfreich. Dadurch hatte ich einen groben Plan und wurde nicht ins kalte Wasser geworfen. Als nächsten Schritt gibt es ein Mentoringprogramm: Man bekommt eine erfahrene Person zur Seite gestellt, die einen eng, geduldig und Schritt für Schritt begleitet. Die Mentor:innen zeigen uns den Umgang mit der Datenbank, erklären, wie man die Verstorbenenakten sichtet und wie man mit den medizinischen Daten umgeht.

Wann ist Deine Einarbeitung abgeschlossen?

Für die Augenhornhautspende bin ich nahezu final eingearbeitet. Da fahre ich jetzt seit einiger Zeit auch schon allein los, ich screene selbstständig und ich rufe die Angehörigen an. Für die anderen Spenden, also muskuloskelettale oder kardiovaskuläre Gewebespenden, war ich bisher jeweils auf einer Spende mit. Da stehe ich noch ganz am Anfang der Einarbeitung. Aber die grobe GSK-Einarbeitung habe ich schon demnächst abgeschlossen. Am Ende des Monats habe ich mein Abschlussgespräch und dann ist die Einarbeitung formal beendet.

Was motiviert Dich in deiner Arbeit? Was macht Dir besondere Freude?

Ich finde es schön, dass es eine ganzheitliche Arbeit ist, bei der man einen Fall von Anfang bis Ende bearbeitet – von der Verstorbenenmeldung bis hin zur Spende. Das macht die Arbeit sehr sinnvoll. Sowohl der Gedanke, durch eine Spende jemandem zu mehr Lebensqualität verholfen zu haben, als auch der Moment, in dem man den Angehörigen einen Brief mit Informationen zum Transplantationserfolg schickt, machen diesen Beruf besonders sinnstiftend.

Die Angehörigengespräche bleiben mir oft in Erinnerung. Dabei sind viele schöne, aber auch emotionale Gespräche: Ich musste einer Lebensgefährtin einmal versprechen, ihren verstorbenen Lebensgefährten ganz lieb zu grüßen, während ich die Spende durchführte. Das bleibt natürlich im Kopf.