„Zurück ins Licht“ durch eine Augenhornhautspende
„Man interessiert sich erst für den Körper, wenn irgendetwas nicht richtig funktioniert“, sagte Prof. Dr. Anselm Jünemann zur Eröffnung des Patientenforums Rostock am 21. April 2016. Prof. Jünemann, Experte für Hornhauttransplantation in Mecklenburg-Vorpommern, gab einen umfassenden Einblick in die Welt der Hornhauttransplantation. Er stellte Krankheitsbilder vor und erklärte ihre Behandlungsmöglichkeiten. Eingeladen zum Patientenforum Rostock haben die Universitäts-Augenklinik Rostock sowie die DGFG. Die Universitätsmedizin Rostock ist seit 2015 Gesellschafter der DGFG. „Damit hat die Uniklinik Rostock ein starkes Signal für die Bedeutung der Gewebespende in MV gesetzt“, sagt Martin Börgel, Geschäftsführer der DGFG. Bei der Gewebespende dürften private Interessen keine Rolle spielen. Börgel verweist darauf, dass die vier Gesellschafter der DGFG Unikliniken sind – Anstalten des öffentlichen Rechts.
Die erste Hornhaut wurde 1905 verpflanzt
Die Hornhautverpflanzung ist die häufigste und auch erfolgreichste Transplantation in der gesamten Medizin. Deutschlandweit transplantieren Ärzte jährlich bis zu 6.000 Hornhäute. In MV hat die DGFG 2015 insgesamt 124 Augenhornhäute zur Transplantation abgegeben. „Wir können den Bedarf in MV mehr als decken“, sagt Börgel. Prof. Jünemann stellte neben Krankheitsbildern, die eine Keratoplastik erforderlich machen, die Entwicklung unterschiedlicher Operationstechniken vor. „Die erste Kornea wurde 1905 verpflanzt“, sagte er. Heute kämen oft Operationstechniken zum Einsatz, bei denen Ärzte nur noch eine Schicht der erkrankten Hornhaut ersetzen müssen, z.B. die Descemet Membrane Endothelial Keratoplasty, kurz DMEK. Voraussetzung für jede Transplantation, die vielen Patienten das Augenlicht rettet, ist die Gewebespende.
Gewebebanken bereiten Gewebe vor
Im Gegensatz zu Organen transplantieren Ärzte Hornhäute nicht sofort. Diesen Unterschied erklärte Dr. med. Frank Polster, Regionalleiter der DGFG in MV. „Gewebebanken, wie die Cornea Bank Rostock in MV, bereiten Augenhornhäute für die Verpflanzung vor.“ Dort lagern sie bis zu 28 Tagen. Ähnlich wie bei Organen besteht auch bei Hornhäuten, die zu den Geweben zählen, ein großer Spendenbedarf. Die Hornhautspende in Mecklenburg-Vorpommern wird seit vielen Jahren von der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation organisiert. Hinter jeder erfolgreichen Transplantation steht ein Mensch, der selbstlos nach seinem Tod, Gewebe gespendet hat. Polster beschrieb auf dem Patientenforum Rostock, wie die Gewebespende in Deutschland funktioniert und wie sensibel die Mitarbeiter der DGFG mit den Angehörigen Kontakt aufnehmen. „Wir informieren immer genau über den Umfang jeder Spende“.
DMEK bringt schnelle Erfolge
Jörgen Heiser bekam 2015 selbst eine Hornhaut transplantiert. „Inzwischen habe ich auf dem Auge eine Sehfähigkeit von 90 Prozent“, sagt der 37-Jährige. Er sah auf seinem Auge immer schlechter. Die Diagnose: Eine seltene Augenerkrankung, die die Hornhaut betrifft. Er profitierte von der DMEK-Operation. „Nur die innere Hornhautschicht wurde ausgetauscht.“
Programm
17.30 Begrüßung zum Patientenforum Rostock durch Prof. Dr. med. Anselm Jünemann, Direktor der Universitäts-Augenklinik Rostock
17.40 Hornhauttransplantation – Einführung in die Thematik, Überblick über Krankheitsbilder in der Augenheilkunde, Hintergründe zum operativen Verfahren (Prof. Dr. med. Anselm Jünemann)
18.20 Gewebespende – Bedeutung, Ablauf und gesetzliche Situation; Entwicklung der letzten Jahre (Dr. med. Frank Polster, DGFG)
18.40 Erfahrungen aus erster Hand – Ein transplantierter Patient berichtet (Prof. Dr. med. Anselm Jünemann)
19.00 Ende Patientenforum Rostock und kleiner Imbiss