KVG-Experten treffen sich in Braunschweig

Dr. Henk Garritsen vom Städtischen Klinikum Braunschweig lädt zum ersten Workshop rund um das Thema kardiovaskuläre Gewebe ein.

Am 21. November 2017 fand in der WelfenAkademie in Braunschweig der erste Workshop zum Umgang mit kardiovaskulärem Gewebe statt. Rund 40 Teilnehmer aus den Bereichen Gewebespende, -bank und Qualitätsmanagement kamen an dem Dienstagnachmittag zusammen, um im Rahmen des Workshops ihre Erfahrungen in der Entnahme und weiteren Verarbeitung dieser Gewebe auszutauschen. Den Workshop ins Leben gerufen hat Dr. Henk Garritsen, Chefarzt des Instituts für Klinische Transfusionsmedizin im Klinikum Braunschweig.

Einige Gewebespendekoordinatoren der DGFG waren beim Workshop dabei und profitierten von dem Erfahrungsaustausch für ihre Arbeit im Bereich der Spende kardiovaskulärer Gewebe

Nach der Begrüßung der Teilnehmer durch Dr. Garritsen schloss PD Dr. Wolfgang Harringer, Chefarzt der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie im Klinikum Braunschweig, mit einleitenden Worten an. Über 30 Jahre habe er bereits in dem Feld der Herzchirurgie gearbeitet. Fast 15 Jahre habe es gedauert, bis die Herzklappenbank in Braunschweig eröffnet werden konnte. 2002 hatte Dr. Garritsen die Idee, eine Gewebebank im Klinikum Braunschweig aufzubauen. Diese mit ihrer heutigen Struktur zu etablieren, hat einige Zeit gedauert. Ende 2015 nahm das Städtische Klinikum Braunschweig als fünftes Zentrum deutschlandweit seine Herzklappenbank in Betrieb. In Deutschland werde sehr viel reguliert. Die Prozesse ziehen sich. Doch Dr. Harringer sieht in dieser strengen Regulierung auch etwas Positives: „Wir brauchen die Transparenz in diesem Bereich für die Qualität dieser Gewebe.“ Das Thema Qualität war vor rund 30 Jahren noch nicht annähernd so relevant wie heute, weil sich niemand damit beschäftigt hatte. Der Bedarf an kardiovaskulärem Gewebe ist heute hoch. Die größte Herausforderung bestehe nach wie vor in ihrer reibungslosen, abstoßungs- und infektionsfreien Implantierung. Daher ist es notwendig, die richtigen Materialien, Methoden und Vorgehensweisen zu ermitteln.

Dr. Edmundo C. Ferreol von LifeNet Health aus Virginia Maryland, USA, gab Einblick in seine Arbeit als Gewebebank-Spezialist. In seinem Vortrag ging es um die Do’s and Don’ts bei der Entnahme und dem Versand der Gewebe in die Gewebebank. „Es gibt immer eine Kontaminierung. Allein in diesem Moment befinden sich schon mehr Bakterien in diesem Raum, als überhaupt Menschen anwesend sind.“ Die größte Herausforderung bestehe stets darin, das wertvolle Gewebe am Ende so keimfrei wie möglich in die Gewebebank zu schicken, in der das Gewebe prozessiert wird. Dr. Ferreol zeigt zudem an Beispielen auf, was bei der Entnahme alles falsch gemacht werden kann und welche Aspekte wie Raumvorbereitung und Temperaturüberwachung zu beachten sind.

MD Ramadan Jashari von der European Homograft Bank in Brüssel berichtete über seine Erfahrungen mit kardiovaskulärem Gewebe in der Gewebebank. Er gab Aufschluss darüber, welche Größe die Transplantate haben müssen und welche Ansprüche an die verschiedenen Gewebe für die weitere Verarbeitung in der Bank gestellt werden. Auch MD Jashari wies auf häufige Fehler bei der Entnahme hin, die es unbedingt zu vermeiden gilt. Denn: Jedes in der Gewebebank eingegangene Gewebe verursacht Kosten. Darüber hinaus zeigte MD Jashari auf, was in einer solchen Gewebebank alles zu beachten und zu überprüfen gilt.

Nach der Pause ging es weiter mit dem Vortrag von Dr. Sharon Zahra, Consultant and Clinical Lead für den Bereich Tissues and Cells der Scottish National Blood Transfusion Service (SNBTS) aus Edinburgh, Schottland. Telefonisch dazu geschaltet berichtete sie von ihren Erfahrungen zur mikrobiellen Kontamination kardiovaskulärer Gewebe. Sie zeigte auf, welches die häufigsten Kontaminationsgründe sind. Ihre Erkenntnisse gewann Dr. Zahra im Rahmen einer Erhebung von Daten verschiedener Herzklappenbanken in Europa in Kooperation mit der EATB. Diese europaweiten Qualitätskontrollen zeigen auch die Erfahrungen auf, die die einzelnen Banken mit dem kardiovaskulären Gewebe gemacht haben. Wie Dr. Harringer bereits eingangs erwähnte, fördern solche Qualitätssicherungsmaßnahmen die so wichtige Transparenz für diesen Bereich. So wurde z. B. überprüft, ob bestimmte Krankheiten des Spenders und somit Kontaminationen des Gewebes Auswirkungen auf die Struktur und die Güte des Gewebes haben. Diese Forschungen sind wichtig, um die Zahl an Kontraindikationen möglichst gering zu halten.

Den Workshop schlossen Dr. Eva Schulz von der Universitätsgewebebank der Charité Berlin und Ilka Wittmershaus vom Qualitätsmanagement der DGFG aus Hannover mit Ihren Vorträgen zum aktuellen Stand in den Herzklappenbanken der Charité und aus dem Netzwerk der DGFG ab. Im Netzwerk der DGFG sind die beiden Herzklappenbanken Kiel und Braunschweig. Ilka Wittmershaus zeigte zudem die Entwicklung in der Gewebespende auf.

Insgesamt war der Workshop ein guter und wichtiger Anstoß für einen Erfahrungsaustausch im Bereich kardiovaskulärer Gewebeentnahme und -prozessierung. Auch Dr. Garritsen freut sich über die positive Resonanz und ist zuversichtlich, im nächsten Jahr mit dem KVG-Workshop in die zweite Runde zu gehen.