Amnion-Workshop in MV
Kerstin Bruhns, Kornea- und Gewebebank Schwerin, zeigte bei der Sommerakademie für Ophthalmochirurgie in Greiswald in MV den richtigen Umgang mit Amnion bei Transport, Lagerung und im OP.
Experten informieren über Amnion
Drei Tage im Zeichen der Traumatologie des Auges. Die Augenchirurgie hat schon tausenden Patienten das Augenlicht gerettet. Vom 7. bis 9. Juli 2016 fand im BioTechnikum Greifswald die Sommerakademie für Ophthalmochirurgie (Teilgebiet der Augenheilkunde) statt. Veranstalter waren die Gemeinschaftspraxis „Augen im Zentrum“ Greifswald, die Knappschafts-Augenklinik Sulzbach, die Universitätsaugenklinik München und mts – the wetlab company. Am ersten Lehrgangstag, geleitet von Prof. Dr. Frank Wilhelm, Augenarzt der Gemeinschaftspraxis „Augen im Zentrum“ am Standort Greifswald, drehte sich alles um den Augenvorderabschnitt. Kerstin Bruhns, MTLA (Medizinisch-technische Laboratoriumsassistentin) der Kornea- und Gewebebank Schwerin, einer gemeinsamen Gewebebank der DGFG und der HELIOS Kliniken Schwerin, startete die Sitzung zum Thema Verletzungen der Hornhaut. Bruhns erklärte die Handhabung der Amnionmembran im OP “step by step“. Die DGFG stellte das Amnion zu Übungszwecken zur Verfügung. Prof. Dr. Frank Wilhelm dazu: „Es ist immer etwas ungewohnt, wenn man ein solches Transplantat zum ersten Mal vor sich hat und überhaupt aus der Verpackung nehmen soll.“
Transport erfolgt bei -60 Grad
Die DGFG verschickt Amniontransplantate über Nacht. „Die Transplantate werden dafür in Trockeneis gelagert. Die Transport- und Lagertemperatur von mindestens -60 °C darf dabei nicht überschritten werden“, erklärt Bruhns. Die Verwendung der Amnionmembran ist bis zu ein Jahr nach Herstellungsdatum möglich. Der Transportbox liegen alle notwendigen Formulare, wie das Transplantations-, Übergabe- und Freigabeprotokoll, bei. Die Amnionmembran ist für Lagerung und Transport in einer kreisrunden Dose auf einem dünnen Schwämmchen aufgebracht. Obwohl die Mitarbeiter der Gewebebank das Transplantat im Reinraum verpacken, ist nur der Doseninhalt steril. „Das müssen Ärzte und Pflegepersonal wissen, gerade, wenn man im OP mit Amnionmembranen hantiert“, so Bruhns.
Dr. Anja Viestenz, Augenärztin am Universitätsklinikum des Saarlandes, zeigte in Theorie und Praxis, wie Ärzte die Amnionmembran optimal einsetzen und auf der Augenoberfläche vernähen. Im Wetlab übten die Teilnehmer mit Nadel und Faden am Schweineauge. „Die Ausbildung junger Ärzte ist uns wichtig“, sagt Martin Börgel, Geschäftsführer der DGFG. „Deshalb stellen wir gerne Präparate zum Erlernen der richtigen Technik zur Verfügung.“ Voraussetzung ist immer die Einwilligung der Spender.
Die Amnionspende
Im Rahmen einer geplanten Kaiserschnittgeburt können Mütter ihre Plazenta spenden. Aus der Plazenta wird die Amnionmembran gewonnen. Das ist die innere Eihaut, die den Embryo während der Schwangerschaft umhüllt. Die Amnionmembran zeichnet sich durch ihre besonderen wundheilungsfördernden und schmerzreduzierenden Eigenschaften aus. Amniontransplantate werden vorwiegend zur Behandlung von oberflächlichen Verletzungen der Bindehaut und der Hornhaut des Auges eingesetzt. Zusätzlich wenden Ärzte die Amnionmembran z.B. zur Behandlung von Verbrennungen der Haut, insb. auch bei Kindern, oder bei der Versorgung chronischer Wunden wie dem diabetischen Fuß an. Die Präparation erfolgt unter sterilen Bedingungen in der Gewebebank. Die DGFG realisiert Amnionspenden derzeit ausschließlich in den Helios Kliniken Schwerin. Damit hat die Gewebebank in MV 2015 insgesamt 1.476 Präparate zur Transplantation abgegeben. Damit deckt die DGFG etwa die Hälfte des Bedarfs in Deutschland.